Amphibienschutz in Innsbruck
Die Wechselkröte in Gefahr
Wir haben uns mit Rudolf Hofer von "Dein NachbarLohbach" getroffen, um mehr über diese Initiative, den aktuellen Stand der Amphibien in Tirol und im besonderen mehr über die wunderschöne und gefährdete Wechselkröte in Innsbruck West zu erfahren.
Frosch im Wassertropfen: Herr Hofer, Sie sind im Verein „Dein NachbarLohbach“ sehr aktiv und sind unter anderem auch verantwortlich für die Errichtung des Biotops am Lohbach. Was oder wer steckt hinter der Naturschutz-Initiative und wie sind sie dazu gekommen?
Rudolf Hofer: Schon während meiner Forschung am Institut für Zoologie beschäftigte ich mich mit verschiedenen Amphibien und habe auch die Teiche am Standort Technik der Universität Innsbruck kultiviert. Die westliche Ausdehnung von Innsbruck stellte den Naturschutz vor neue Herausforderungen. So wurden wir schon vor fast zwanzig Jahren in Hötting West aktiv und bieten seit jeher Exkursionen, Vorträge und auch Ausstellungen an. Neben der Umweltbildung geht es aber auch besonders um aktiven Naturschutz. So wurden unter anderem Amphibientunnel und später auch das Biotop am Lohbach errichtet, außerdem werden laufend verschiedene Teiche und natürlich auch der Lohbach und das Areal darum betreut. Das Amt für Grünanlagen der Stadt Innsbruck, das Amt für Umweltschutz der Tiroler Landesregierung und die Harterhof GmbH unterstützen unsere Arbeitsgruppe seit Jahren. Im Moment läuft sogar die Planung einer Retentionszone – ein Areal, das unverbaut und naturnahe bleiben soll und eine langfristige Schutzzone für Flora und Fauna bieten soll. Zurzeit gibt es ca. zehn aktive Mitglieder bei „Dein NachbarLohbach“. Da besonders der Amphibienschutz sehr arbeitsintensiv ist, freuen wir uns aber über jede helfende Hand und neue Mitglieder!
Frosch im Wassertropfen: Wie schätzen Sie den Amphibienschutz in Tirol aktuell ein? Welche Arten halten Sie für besonders gefährdet, welchen geht es besser?
Rudolf Hofer: Im Inntal sind Amphibien hauptsächlich durch den Lebensraumverlust gefährdet, so fehlen vor allem Kleingewässer als Laichplätze. Naturnahe Gartenteiche sind daher sehr zu begrüßen!
In Tirol gibt es verschiedene Vereine bzw. Initiativen, die sich mit dem Schutz der Amphibien beschäftigen. So werden etwa auch Amphibienschutzzäune auf weiten Strecken aufwändig betreut oder Laubfrösche aufgezogen.
Aktuell haben wir festgestellt, dass sich heuer sehr wenige Erdkröten an den Laichplätzen einfinden, wobei es dieser Art eigentlich einigermaßen gut geht bei uns. Auch Teichmolche sind gut verbreitet. Der Grasfrosch ist mittlerweile fast aus dem Inntal verschwunden, in höheren Lagen kann er sich aber behaupten. Schlecht steht es um die Wechselkröten. Es gibt bei Innsbruck ein Inselvorkommen und allgemein zwischen Volders und Zirl kleine Populationen. Durch den Rückgang an temporären Gewässern (wie zum Beispiel Wasserbecken in Ackerfurchen und Überschwemmungsgebiete), der u.a. auf intensivierte Landwirtschaft und weniger Niederschlag im Frühjahr zurückzuführen ist, steht diese Art in Tirol auf der Kippe. Letztes Jahr haben wir daher über 100 Stunden Arbeitszeit in die Aufzucht von Wechselkröten investiert. Wir konnten über 2000 junge Wechselkröten in die Natur entlassen. Dieses Jahr haben wir auch schon über 120 Stunden Arbeitszeit investiert, um einen Schutzzaun um die Wechselkröten-Kinderstube in Hötting West zu errichten.
Frosch im Wassertropfen: Beeindruckend, was Ihre Arbeitsgruppe da leistet! Was können interessierte BürgerInnen für den Schutz der Amphibien tun?
Rudolf Hofer: Lokale Hilfe ist immer höchst willkommen! Besonders im Frühjahr und Herbst freuen wir uns sehr über tatkräftige Unterstützung. Hier geht es zum Beispiel um den Zaun-Bau, die Kontrolle der Amphibien-Schutzzäune, die laufende Pflege der Teiche und Hilfe bei der Aufzucht unserer Wechselkröten.
Frosch im Wassertropfen: Sie haben eben erwähnt, wie wichtig Kleingewässer für Amphibien sind. Wie sollte das optimale Biotop aussehen?
Rudolf Hofer: In erster Linie bitte keine Goldfische einsetzen! Von allen Amphibien scheinen nur die Erdkröten gegen Fische gewappnet zu sein. Laich und Larven aller anderen Arten stellen aber leider eine willkommene Nahrungsquelle für Fische dar. Andere Feinde im Wasser sind unter anderem auch Libellenlarven. Ein Biotop muss aber nicht groß sein, um ein wichtiger Rückzugsort für Amphibien zu sein. Schon kleine Biotope mit nur 2-3 m2 Fläche können für Amphibien nutzbar sein und somit einen wichtigen Rückzugsort darstellen.
Frosch im Wassertropfen: Vielen Dank für das freundliche Gespräch!
Rudolf Hofer: Ich sage danke.
Mehr Information & Kontakt zu „Dein NachbarLohbach“ auf: http://deinnachbarlohbach.blogspot.com/