Potter’s Reactions on Local Demands
Comparing Indigenous Monte Iato (Sicily),
Ascoli Satriano (Apulia) and Ripacandida (Basilicata), 7th – 3rd cent. BC
Ab dem 8. Jh. v. Chr. machten sich Griechen und Phönizier im Zuge der sogen. Großen Kolonisation auf, um entlang der Küsten Siziliens und Süditaliens neue Siedlungen zu gründen. Dies hatte nachhaltige Auswirkungen auf die Bevölkerungsgruppen, die dort seit alters lebten. Nach ersten Kontakten mit griechischen und phönizischen Neusiedlern kam es oftmals zum Austausch von Waren und Gütern sowie zum Transfer von Moden. Die neuen Formen des kulturellen Austausches und Kontaktes eröffneten in den Siedlungen der Alteingesessenen neue Möglichkeiten der lokalen Gruppen- und Identitätsbildung – verbunden mit Prozessen sozialer Hierarchisierung und lokaler Machtbildung, wie sie in der Vorkontaktzeit nicht möglich gewesen waren.
Es sind solche sozialen Prozesse der Transformation, die das Projekt im Spiegel der Reaktionen von lokalen Töpfern auf neue Bedürfnisse in indigenen Bevölkerungsgruppen untersucht. Den Ausgangspunkt bilden drei binnenländische Siedlungsplätze: der Monte Iato in Westsizilien sowie Ascoli Satriano und Ripacandida in Süditalien. Aufgrund der ganz unterschiedlichen ethno- und topographischen Einbettungen, sind die drei indigenen Siedlungen ökonomisch, sozial und kulturell ganz verschiedenartig strukturiert. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Veränderungsprozesse verlaufen und haben deshalb zu divergierenden Reaktionen im jeweils lokalen Töpferhandwerk geführt. Und genau diesen divergierenden Dynamiken und Verflechtungen zwischen Kulturkontakt, sozialem Wandel und lokalen Töpfern gilt es innerhalb der drei indigenen Siedlungsgemeinschaften nachzugehen.
Mittels einer besonderen geochemischen Methode zur Bestimmung der Zusammensetzung und Herkunft von Tonpasten, die zur Produktion von tönernen Gefäßen verwendet wurden – mittels der sogen. Neutronenaktivierungsanalyse – soll in einem ersten Schritt unter all den Scherben von Tongefäßen, die an den drei Siedlungsplätzen gefunden wurden, das Spektrum der jeweils lokalen Töpferware ermittelt werden. Dadurch lässt sich schließlich herausfinden, welche neuen Gefäßformen für welche neuen Konsumbedürfnisse in die traditionellen Gefäßformen-Repertoires der jeweils lokalen Töpferproduktionen aufgenommen worden waren. Welche neuen Technologien wurden dabei aus den griechischen und phönizischen Küstenstädten übernommen? In einem zweiten Schritt soll auf der Basis archäologischer Kontext- und Kulturanalyse danach geforscht werden, in welchen alten und neuen sozialen Milieus der drei indigenen Siedlungsgemeinschaften diese neuen Töpferwaren neben den traditionellen Gefäßen zu welchen spezifischen Zwecken eingesetzt worden waren? Welche Formen neuer kultureller Gewohnheiten werden dadurch im Zusammenspiel mit welchen althergebrachten Bräuchen angezeigt? Und was sagt dies über Prozesse der sozialen und kulturellen Differenzierung innerhalb der drei indigenen Siedlungen aus?
Die Antworten auf all diese Fragen werden in einem dritten Schritt zwischen den drei Siedlungsplätzen systematisch miteinander verglichen. Ziel ist es, auf diesem Weg im Kontrastlicht der Unterschiedlichkeiten die Konturen zu einer neuen Theorie über die Reaktionen von lokalen Töpfern beim Eintritt indigener Gesellschaften in ‚koloniale‘ Kontaktzonen umso schärfer nachzeichnen zu können.
Principal Investigator: |
Prof. Erich Kistler |
Address: |
ATRIUM - Zentrum für Alte Kulturen - Langer Weg 11 |
University/Research Institution: |
Institut für Archäologien |
Project collaborations: |
Dr. Birgit Öhlinger and PD Dr. Christian Heitz (University of Innsbruck) Dr. Kai Riehle and Prof. Richard Posamentir (University of Tubingen) Prof. Hans Mommsen (Helmholtz Institute, Bonn) Dr. techn. Johannes Sterba (University of Vienna) Direttore del ‘Parco Archeologico di Monte Iato’ Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio della Basilicata (Potenza) Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio per le province di Barletta-Andria-Trani e Foggia |