heilig — tabu

Faszinierende und erschreckende Facetten
multikultureller sowie multireligiöser Begegnung

3. Kongress Kommunikativer Theologie

als Dialogprozess mit Twin-Conference in New York und Tirol

Europäischer Teil vom 10.—12. April 2008 in Telfs b. Innsbruck

zugleich 3. Friedensforum Mösern/Telfs/Stams

Heilig und tabu, fremd und vertraut, Fremdheit und Nachbarschaft, Fremde/r – Gast – Be­hei­ma­tete/r sein, Ferne und Nähe – hinter diesen Ausdrücken stehen menschliche Be­geg­nungs- und Beziehungserfahrungen. Sie markieren in multireligiösen und multikulturellen Gesell­schaften und in Zeiten von verstärkter Globalisierung buntes und spannungsreiches, heißes und ge­walt­trächtiges Terrain.

Menschen erleben das Fremde und das Fremdsein sehr oft ambivalent – faszinierend ge­nau­so wie erschreckend. Das Fremde wirkt unmittelbar und ist dennoch schwer zu orten. Manchmal scheint es nah und bei genauerem Hinsehen ist es in der Ferne, dann wie­derum glauben wir es in der Ferne zu erkennen und müssen es schließlich in uns selber entdecken. Wo auch immer sich das Fremde zeigt, es lässt sich selten fassen, entzieht sich immer wieder und lässt uns fas­zi­niert, irritiert, ratlos und be-fremdet zurück. Es bewirkt eine eigenartige Form der Umkehrung: das ursprünglich Sichere, Selbstverständliche und Bo­denständige erfährt sich nun selbst als un­sicher, hinterfragbar und orientierungslos. Irrita­tion, „Fremdeln“ stellt sich ein.

Der Dialogprozess Kommunikativer Theologie will das sensible Phänomen interkultureller und in­ter­religiöser Kommunikation in den Blick nehmen. Einer der Schwerpunkte dieses Dialog­pro­zesses bildet die Twin-Conference in New York und in Innsbruck/Telfs/Stams, die zugleich als 3. Kon­gress Kommunikativer Theologie und 3. Friedensforum Mösern/Telfs/Stams veranstaltet wird.

Der amerikanische Kongressteil findet vom 28. Februar bis 1. März 2008 statt und trägt den Ti­tel „The Challenge and Gift of Intercultural Communication In Doing Local Theologies”. Dieser Teil des Kongresses will deutlich machen, dass die bewusste Aufmerksam­keit auf die Vielfalt der christ­lich-katholischen Kulturen wesentlich zur Identität der Kirche und zu ihrem Sendungs­auftrag beiträgt.

Die in Amerika erarbeiteten Ergebnisse sollen in den europäischen Teil des Kongresses hinein ge­tragen werden. Dieser ist vom 10. bis 12. April 2008 in Telfs geplant und knüpft an den An­lie­gen des amerikanischen Kongressteils an, indem er die Beziehungen „Fremdheit und Nach­barschaft“, „Ferne und Nähe“ unter dem Fokus „heilig und tabu“ beleuchtet. Wenn das Viel­fäl­ti­ge oder Fremde den Menschen in der Gestalt von Ehrfurcht einforderndem Heiligem und von Dis­tanz wahrenden Tabus begegnet, erhält dieses Zusammentreffen eine besondere Facette. In dem, was absolut heilig und in dem, was absolut tabu ist, liegen die sensibelsten und ver­letz­lichsten Bereiche menschlicher Orientie­rungen. Hier haben Menschen ein vitales Interesse, so­wohl das, was ihnen heilig ist, wie auch ihre abso­luten Tabus an die nächste Generation weiter zu geben. An diesem Lebens-Interesse ent­zündet sich die Auseinandersetzung um das Unauf­geb­bare der „eigenen“ Kultur, die „ei­genen“ Religion und es stellt sich die Frage nach dem Verhält­nis der eigenen Kultur, Religion oder Konfession zu anderen Kulturen und Religionen. Letztlich geht es um das, was der nach Amerika emigrierte evangelische Theologe P. Tillich mit dem, „was unbedingt angeht“ meint.

Dieser Tradierungsprozess erfährt seine Bewährungsprobe in der Art und Weise wie Men­schen sich in der Weitergabe des Eigenen an die nächste Generation zum Heiligen und zu den Tabus der Anderen und Fremden stellen. Die in diesem Zusam­menhang häufig auf­tretende Un­ter­schei­dung von „rein“ und „unrein“, die die Abschot­tung des Eigenen ge­genüber dem Fremden und An­de­ren zum Ziel hat und die fremden Anteile im Eigenen ver­kennt, wird theologisch bedeut­sam. Die Sichtweisen des Fremden, die Strategien und The­orien, die den Umgang mit dem Frem­den und Anderen zum Gegens­tand haben und die von der Aneignung und Zähmung bis hin zur Abspaltung und Tabui­sierung reichen, wer­den zur theologischen Herausforderung.

Kommunikative Theologie will sich mit diesen Anliegen im Stile einer „lokalen Theologie“, d. h. konkret, kontextuell und auf partizipative Art und Weise, beschäftigen. Aus diesem Grund setzt sie sich auf dem europäischen Teil des Kongresses mit der zurzeit größten interkulturellen und in­ter­reli­giösen Herausforderung in einem konkreten Feld auseinander, mit der Begegnung zwi­schen Menschen mit islamischer und christlicher Religionszugehörigkeit in einem sich immer stär­ker als „säku­lar“ verstehenden Umfeld. Der Methode Kommunikativer Theologie ent­spre­chend, sollen die unmittelbaren Erfahrungen aus den Begegnungen mit dem kultu­rell/re­li­giös/weltan­schaulich Anderen aufgenommen und mit dem wissenschaftlich-theolo­gischen Dis­kurs verknüpft werden.

Der gesamte Kongressprozess wird getragen vom Forschungskreis Kommunikativer Theologie und ist gleichzeitig eingebettet in den Theologischen Forschungs­schwerpunkt Religion – Ge­walt – Kommunikation – Weltordnung und in die interfakultäre Forschungsplattform Welt­ord­nung – Religion – Gewalt an der Universität Innsbruck.

Vorbereitet und durchgeführt wird der Twin-Kongress Kommunikative Theologie in Zusammen­ar­beit mit dem Institute of Systematic Theology and Ecclesiology der Fordham University in New York, mit dem Boston College of Theology, dem Lehrstuhl für Dogmatische und Ökumeni­sche Theo­logie in Tübingen sowie dem Institut für Praktische Theologie der Universität Innsbruck.

Kooperationspartner sind:

  • die Missionszentrale der Franziskaner, Bonn - Transalpine Franziskanerkonferenz
  • sowie der Freundeskreis der Friedensglocke des Alpenraumes.

 

Rückfragen an: Kommunikative-Theologie@uibk.ac.at

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