Die Psychologische Beratungsstelle für Studierende hilft bei der Wahl des richtigen Studiums ebenso wie bei Lernblockaden und anderen schwierigen Situationen im studentischen Alltag.
Bild: Logo: Psychologische Beratungsstelle Innsbrucks
Lernen hat etwas mit Spuren hinterlassen, aber auch mit Nachspüren zu tun. Menschen lernen auch ohne zu wissen, dass sie lernen. Lernen heißt nicht zuletzt, sich immer wieder neuen Lebensbedingungen anzupassen.
Studieren leitet sich vom lateinischen Wort „studere“ ab und bedeutet „nach etwas streben“, sich „um etwas bemühen“. Hier steht die Verantwortung im Vordergrund. Es hilft dem Selbstgefühl mehr, sich als UrheberIn des Schicksals zu sehen bzw. als lernendes Wesen mit Einflussmöglichkeiten. Daraus ergibt sich, dass Lernen und Studieren einander bedingen. Das eine kann nicht ohne das andere sein.
Bereits bei der Entscheidung für ein Studium ist es wesentlich, sich mit seinen Fähigkeiten, Interessen, Werten und Zielen aktiv auseinander zu setzen. Wichtig ist es dabei, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben, um in problematischen Situationen Maßnahmen ergreifen und vorhandenes Wissen verknüpfen zu können, Lerninhalte selbst zu entdecken, sie sich anzueignen und, wie Ernst Bloch sagt, „in das Gelingen verliebt sein“, auch wenn nicht immer alles sofort zufriedenstellend klappt.
Dieses „einander bedingen“ von Lernen und Studieren erfolgt in einem schöpferischen Prozess. Jeder lebendige Prozess – Bildung gehört dazu –ist mit Schmerzen verbunden, auch eine „geistige Geburt“ kommt nicht ohne Wehen zustande.
Manche Studierende fallen in die Forderungshaltung, das Lernen müsse in erster Linie Spaß machen. Lernen und Studieren dürfen Spaß machen, dies kann aber nicht Bedingung sein. Es geht um die Entwicklung eines Lebens, das glücken soll und am eigenen Sinn nicht vorbeigehen will.
Als psychologische Studierendenberaterin erlebe ich, wie sich Studierende in Lernblockaden verstricken und wie schnell sich Krisen entwickeln können. Auftretende Ängste, Depressionen, psychosomatische Beschwerden und eine allgemeine Labilisierung des Selbstwertgefühls können sich einstellen.
Aus dem Bedürfnis nach Selbstschutz entsteht manchmal das Bestreben, perfekt und somit unangreifbar zu werden – doch damit verfestigt sich ein unerreichbares Ideal, dem man nicht genügen kann, woraus eine Fortsetzung der eigenen Abwertung resultiert. Einige Studierende umgeben sich aus Versagensangst mit einer Mauer oder igeln sich ein. Andere wiederum versuchen durch mehr Selbstdisziplin, Motivationstricks und Selbstmanagementmethoden voran zu kommen, was durchaus helfen kann, eine Sache zu Ende zu bringen. Aber es kommt auch vor, dass durch mehr Einsatz und mehr Selbstkontrolle noch mehr Probleme geschaffen werden, indem die Identifizierung mit der ursprünglichen Aufgabe verloren geht und die Selbstentfremdung vergrößert und die Unlust gesteigert wird. Dies sind Symptomatiken, die darauf hinweisen, dass man seinen alten Weg nicht fortsetzen kann. Hier sind Strategien eines tiefer greifenden Wandels angebracht.
Die Psychologische Beratungsstelle für Studierende ist bei der Suche nach neuen Wegen behilflich. Als Service-Einrichtung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung versucht sie, Studierende und StudienwerberInnen bei der Studienwahl zu beraten und sie bei der Bewältigung studentischer und persönlicher Probleme professionell zu unterstützen.
Dr. Gabriele Kinzl