Projektbeschreibung  

 

Im Zentrum des Forschungsprojektes (2010-2013) steht die Rekonstruktion des spezifischen theologischen Ansatzes R. Schwagers mit besonderem Blick auf seine Relevanz für die Auseinandersetzung mit den drängenden Fragen nach einem friedvollen gesellschaftlichen Zusammenleben der globalisierten Menschheit. In besonderer Weise sollen dabei die methodische und thematische Entwicklung der Dramatischen Theologie, die Verbindungen zwischen Dramatischer Theologie und mimetischer Theorie, der Mehrwert des dramatischen Zugangs für die Klärung des kultur- und religionswissenschaftlich fassbaren engen Konnexes zwischen Religion und Gewalt, sein Beitrag zu einer "Lösung" dieses prekären Verhältnisses sowie Schwagers Methodik für die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der modernen Naturwissenschaften in den Blick genommen werden. Dabei soll eine sowohl genetische als auch systematische Herangehensweise an die Thematik dabei helfen, den theologischen Ansatz R. Schwagers in seinem soziopolitischen, akademischen und theologisch-kirchlichen Umfeld zu verorten.

 

R. Schwager misstraute vorschnellen, "einfachen" Lösungen grundsätzlich, da sie in seinen Augen dazu neigen, die unterschwelligen Konflikte zu übertünchen anstatt sie wirklich ernst zu nehmen. "Wo jedoch der Mut [... zur] Dramatik fehlt und die Versöhnung vorschnell gesucht wird, dort dürfte nicht mehr der allumfassende Geist am Wirken sein, sondern eher eine götzenhafte Verabsolutierung sichtbarer Strukturen sich abzeichnen." Diese Grundüberzeugung leitete Schwager auch in seinem theologischen Arbeiten. Er griff deshalb auch besonders gerne "heiße Eisen" auf, die, um eines meist oberflächlichen Burgfriedens willen, vernachlässigt worden waren, und geriet dadurch nicht selten in tiefgreifende Auseinandersetzungen mit anderen TheologInnen und ForscherInnen über die Grenzen der Theologie hinaus. Es ist von daher anzunehmen, dass die Genese von Schwagers theologischem Denken gerade auf dem Hintergrund dieses dramatischen Dialogs mit unterschiedlichsten Gesprächspartnern zu rekonstruieren ist.

 

Das Forschungsprojekt wird diese hermeneutischen und methodischen Leitlinien in Schwagers Denken in der konkreten Erarbeitung zweier Bände aufgreifen:

Bd. 1 wird sich dabei der Korrespondenz zwischen Raymund Schwager und René Girard widmen, der als einer der wichtigsten intellektuellen Gesprächspartner Schwagers gelten kann. Die Dramatische Theologie in ihrer spezifischen Offenheit für Fragen human-, kultur- und religionswissenschaftlichen Zuschnitts verdankt sich nicht zuletzt der intensiven Auseinandersetzung mit der mimetischen Theorie R. Girards. Um der gegenseitigen Befruchtung von Dramatischer Theologie und mimetischer Theorie näher auf die Spur zu kommen, soll der sich im R.-Schwager-Archiv in Innsbruck befindliche französischsprachige Briefwechsel (1974-1991) im Umfang von 99 Stücken kritisch transkribiert, übersetzt und mit entsprechenden Kommentaren versehen herausgegeben werden (Herausgeber: N. Wandinger, K. Peter; Übersetzer: S. de Keukelaere).

                       

 R. Girard an R. Schwager, 8. April 1974

 

 R. Schwager an R. Girard, 30. Juni 1976

 

Mit Bd. 2 soll das teilweise noch unvollendet gebliebene letzte Werk R. Schwagers, "Dogma und dramatische Geschichte. Christologie im Kontext von Judentum, Islam und moderner Marktkultur" veröffentlicht werden. Das Manuskript ist in vieljähriger Arbeit entstanden und hat in dieser Zeit mehrere Restrukturierungen und Überarbeitungen erfahren. In diesem Band soll auf der Basis des vorhandenen Materials (R.-Schwager-Archiv) die Genese des Manuskripts und damit gleichzeitig das dramatische Ringen Schwagers mit verschiedensten theologischen und human- und kulturwissenschaftlichen Positionen rekonstruiert werden; es stellt in dieser Hinsicht nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch den theologischen Ansatz Schwagers in seiner reifsten, wenn auch unglücklicherweise Fragment gebliebenen Form dar. Die kritische Edition soll den Text Schwagers in der letzten Fassung erschließen. Auf dieser Basis sollen Kommentare von Weggefährten und intimen Kennern Schwagers seinen theologischen Ansatz intensiv beleuchten und dessen Relevanz für eine Theologie des 21. Jahrhunderts herausarbeiten (Herausgeber: J. Niewiadomski, M. Moosbrugger).

 

W. Palaver, J. Niewiadomski, R. Schwager und
R. Girard (v.l.n.r.) im Gespräch

 

Um eine interaktive Zusammenarbeit der KommentatorInnen zur Korrespondenz und zur edierten Monographie zu ermöglichen, wird eine entsprechende Intranetplattform erstellt. Darüber hinaus wird im dritten Arbeitsjahr des Projektes eine Konferenz in Innsbruck organisiert, die die nationalen und internationalen MitarbeiterInnen zusammenführen und einen fruchtbaren Austausch ermöglichen soll.

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