Episode 8 - Dirk Rupnow

 

Dirk Rupnow
© Matthias König

 

In der achten Folge von „History Exchange“ spricht Prof. Dr. Dirk Rupnow von der Universität Innsbruck über den Wandel in der Erinnerungskultur, die Geschichte der Arbeitsmigration und Heimerziehung sowie über seine Beziehung zu Günter Bischof und den Vereinigten Staaten von Amerika.


Prof. Dr. Dirk Rupnow, geboren am 30. September 1972 in Berlin, ist ein Historiker und Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Sein Studium der Geschichte, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin, der Universität Wien und der Universität Klagenfurt schloss er 1999 mit einer Sponsion in Wien ab. Nach seiner Promotion 2002 in Klagenfurt und der Habilitation 2009 in Wien folgten vielfältige Forschungsaufenthalte an bedeutenden Institutionen wie dem Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien und dem United States Holocaust Memorial Museum in Washington DC.
Ab 2007 ist Prof. Rupnow an der Universität Wien tätig und hat seit 2015 den Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck inne. In den Jahren 2010 bis 2018 leitete er das Institut für Zeitgeschichte in Innsbruck. Seit 2018 ist Prof. Rupnow, Dekan der Philosophisch - Historischen Fakultät. Sein Wirken erstreckt sich über verschiedene Forschungsfelder, darunter österreichische, deutsche und europäische Zeitgeschichte, NS-Zeit und Holocaust, jüdische Geschichte, Wissenschaftsgeschichte, Kulturwissenschaften, transnationale Geschichte und Migrationsgeschichte.
Prof. Rupnow engagiert sich nicht nur in der Lehre und Forschung, sondern übernimmt auch bedeutende Funktionen, wie die Mitgliedschaft im Senat der Universität Innsbruck und die Gründung des Doktoratskollegs "Dynamiken von Ungleichheit und Differenz im Zeitalter der Globalisierung". Sein Beitrag erstreckt sich auch auf internationale Gremien, wie das Kuratorium des Europäischen Forums Alpbach.
Für seine Leistungen erhielt er verschiedene Auszeichnungen, darunter den Fraenkel Prize in Contemporary History 2009 und den Förderpreis des Landes Tirol für Wissenschaft 2010. Seine Publikationen, wie "Judenforschung im Dritten Reich" und "Vernichten und Erinnern. Spuren nationalsozialistischer Gedächtnispolitik", unterstreichen sein Engagement für anspruchsvolle Forschung und Wissensvermittlung. Insgesamt ist Prof. Dr. Dirk Rupnow eine Schlüsselfigur in der historischen Forschung, die durch ihre Arbeit bedeutende Einblicke in verschiedene Aspekte der Geschichte liefert.
In der Podcastfolge geht Rupnow auf den Wandel in der NS-Erinnerungskultur ein und thematisiert das aufkommende Interesse an Geschichtspolitik und Erinnerungskultur durch die breite Öffentlichkeit. Als Beispiele nennt der Historiker hier die Debatte um Hitlers Geburtshaus in Braunau sowie die geschichtliche Aufarbeitung des Tiroler Landhauses in Innsbruck durch eine Dauerausstellung.
In den letzten Jahren leitete Dirk Rupnow ein Forschungsprojekt über konfessionelle Kinderheime in Tirol nach dem Zweiten Weltkrieg. Dieses Forschungsprojekt hat sich intensiv mit Missbrauchsfällen in konfessionellen Heimen in Tirol seit 1945 auseinandergesetzt. Anlass waren bekannt gewordene Missstände im Mädchenheim in Martinsbühel in Zirl. In dem 400 Seiten langen Bericht wird über Erniedrigung, sexualisierte Gewalt und Missbrauch berichtet. Im Zuge dieser Forschung wurden durch die Wissenschaftler sieben Heime unter die Lupe genommen und 75 Interviews mit Zeitzeugen geführt. Im Podcast-Interview spricht der Innsbrucker Historiker über dieses gemeinsame Projekt mit Ina Friedmann und Friedrich Stepanek und der Auseinandersetzung mit den Geschehnissen in den Heimen aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei werden Themen wie Fürsorge, Behörden, Personalstrukturen, Heimalltag, finanzielle Situation untersucht sowie der weitere Lebensweg und den Umgang mit der Heimzeit der Betroffenen beleuchtet.
Weiters spricht er über die Zusammenarbeit mit Gunter Bischof für das gemeinsame Buchprojekt "Migration in Austria“, welches in der Reihe Contemporary Austrian Studies im Jahr 2017 erschienen ist. Dieser interdisziplinäre Band bietet methodisch innovative Zugänge zum Umgang Österreichs mit Fragen der Migration in Vergangenheit und Gegenwart. Die Aufsätze zeigen die lange Geschichte Österreichs als Migrationsland.

Interviewer:
Vanessa Schnetzer ist Masterstudentin an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.
Fabian Woloschyn ist Masterstudent an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.

 

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