Deutsche Soldaten radln zum Kriegsgefangenen-Sammellager in der Nähe von Bozen.
Mitte April 1945 setzten die deutschen 10. und 14. Armeen hinter den Po zurück, mussten den größten Teil der schweren Waffen zurücklassen und befanden sich von da an auf einer chaotischen Flucht. Von einem geordneten Rückzug konnte nicht mehr die Rede sein. Verfolgt wurden sie auf dem Weg Richtung Norden und Nordosten von Truppen der 15. Armeegruppe, bestehend aus der amerikanischen 5. und britischen 8. Armee unter dem Kommando des amerikanischen Generals Mark W. Clark. Die alliierten Einheiten rückten beinahe ungehindert nach Norden vor, wobei das Ziel der Amerikaner der Brenner, jenes der Briten Triest und die jugoslawische Grenze waren. Der kommandierende General der 5. US-Armee, Lucian K. Truscott, befahl 270.000 US-Soldaten Richtung Südtirol vorzustoßen.
Auf alliierter Seite sprach man von der „fluid front“, der „flüssigen Front“: Während die Deutschen fluchtartig nach Norden strömten und von einer Frontlinie nicht mehr die Rede sein konnte, kämpften sich die Amerikaner in Richtung Verona und Bassano beziehungsweise am Gardasee entlang nach Arco durch. Auf ernsthaften Widerstand stießen sie nicht mehr, manchmal überholten sie die vor ihnen fliehenden Truppen sogar. Gleichzeitig setzten sie alles daran, den deutschen Einheiten den Rückzug über die Alpenpässe abzuschneiden.
Unmittelbar nach Kriegsende stellten die Anwesenheit und der anhaltende Rückstrom von deutschen Soldaten Richtung Norden durch Südtirol ein anhaltendes Problem für die alliierte Besatzung dar. Sie zu entwaffnen und internieren war oberstes Ziel der Besatzungseinheiten. In der Realität verlief das Kriegsende aber auch für die deutschen Militärangehörigen weitgehend ruhig, die Internierung erfolgte meist zu Fuß und mit nur leichter Bewachung.
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