Skepsis, Neugier und Annäherung: Einheimische Frauen in einem Tiroler Dorf, Mai 1945, aufgenommen von einem Soldaten der Cactus Division.
Besatzungssoldaten nutzten das Fotografieren als Möglichkeit, die verordnete Distanz zur einheimischen Bevölkerung zu überwinden. Eine der ersten Verhaltensanweisungen für die Soldaten der amerikanischen Truppen am 5. Mai lautete: „Troops will not converse with populace.“ Dieses so genannte „Fraternisierungsverbot“ war insbesondere im Besatzungsalltag kaum einzuhalten – so wird das Verhältnis zwischen amerikanischen Soldaten und einheimischer Bevölkerung in der Forschungsliteratur auch als kooperativ beschrieben. Dennoch fällt auf, dass es nur relativ wenige von GIs aufgenommene Fotos gibt, die sie mit Einheimischen in Interaktion zeigen. Dies legt die Vermutung nahe, dass das Fraternisierungsverbot in diesen stark katholisch geprägten Dörfern zumindest in der optischen Reproduktion der Beziehungen weitgehend eingehalten wurde. Vom „Fraternisierungsverbot“ nicht betroffen waren ehemalige ZwangsarbeiterInnen, nun Displaced Persons, aus den Ländern der Alliierten. Diese Regelung wurde von GIs aber genutzt, um einheimische Frauen zu Festen in den Clubs der Soldaten einzuladen. Sie gaben sie einfach als Displaced Persons aus, indem sie ihnen entsprechende Armbänder umbanden – für den Fall, dass die Militärpolizei zur Kontrolle erschien.
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