Projekte und Forschung
Projektleiterin: Margarethe Kirchmayr, Bakk.Phil.MA
Am Zahn der Zeit – Herstellungs- und Gebrauchsspurenanalysen an eisenzeitlichen Sägen und Feilen des alpinen Raumes
Die im Jahr 2013 entlang einer Altwegtrasse in Ehrwald (Bez. Reutte) entdeckten Säge (Abb. 1) und Feile aus Bronze gaben den Anstoß zu diesem Projekt. Bislang waren die genannten Objektgattungen vor allem aus Gräbern und Hortfunden (z. B. aus dem Gräberfeld von Hallstatt – Bez. Gmunden und dem Hortfund von Fließ – Bez. Landeck) bekannt, wo sie wiederholt miteinander vergesellschaftet auftreten, weshalb ein funktionaler Zusammenhang möglich scheint. Bis auf wenige theoretische Überlegungen zu Herstellung und Gebrauch der Sägen und Feilen fehlen umfangreiche praktische Untersuchungen bis dato gänzlich.
Das von einer Kooperation unterschiedlicher Personen und Institutionen getragene Projekt soll daher in erster Linie Fragen zu Herstellungstechnik und Verwendungsweise dieser Werkzeuge beantworten: Wie wurden die Zähne bzw. Hiebe gefertigt? Wie wurden die Werkzeuge geschäftet? Für das Bearbeiten welcher Materialien eignen sich die Werkzeuge? Wie schnell nutzen sich die Werkzeuge ab? Wie wurden die Werkzeuge funktionstüchtig gehalten? Um Antworten auf all diese Fragen zu bekommen sind ein mehrstufiges Analyseverfahren sowie experimentelle Versuchsreihen geplant. Mithilfe digitalmikroskopischer Aufnahmen (Digitalmikroskop Keyence VHX 6000) können Herstellungs- und Gebrauchsspuren an den Originalfunden sichtbar gemacht und exakt vermessen werden (Abb. 2-4). Um eine möglichst breite Vergleichsbasis zu schaffen, werden dabei sowohl die Objekte aus Ehrwald wie auch aus dem Hortfund von Fließ und dem Gräberfeld von Hallstatt mikroskopiert. Zudem erfolgt in experimentalarchäologischen Versuchsreihen die Anfertigung von originalgetreuen Repliken, die im Anschluss an unterschiedlichen Werkstoffen getestet werden. Einen weiteren Schritt bildet daraufhin die Analyse der Herstellungs- und Gebrauchsspuren an den modernen Nachbildungen. Der Vergleich dieser Spuren mit jenen an den Originalen ermöglicht letztendlich Rückschlüsse auf Herstellung und Verwendung der Werkzeuge in der Eisenzeit.
Abb. 3: Die Mikroskopaufnahme lässt die Gebrauchsspuren an diesem Sägezahn besonders gut erkennen. (Foto: U. Töchterle)
Projektpartner:
- Margarethe Kirchmayr, MA – Keltenmuseum Hallein
- Hans Reschreiter – Prähistorische Abteilung, Naturhistorisches Museum Wien
- Frank Trommer – Trommer Archaeotechnik
- Claus-Stephan Holdermann – Context OG, Archäologie - Bauforschung - Kulturraumanalysen
- Dr. Ulrike Töchterle – Restaurierungswerkstatt Institut für Archäologien, Universität Innsbruck
- Museum Fließ
- Keltenmuseum Hallein
Literatur :
- Kromer, Raspeln, Feilen oder "Schraper"? Archaeologia Austriaca 69, 1985, 7–11.
- Nessel, Funktionelle Aspekte der bronzenen Sägeblätter in der späten Bronze- und Urnenfelderzeit im Karpatenbecken. Analele Banatului. Arheologie - Istorie 17, 2009, 239–259.
- Nessel, Bronzene Sägeblätter - Handhabung und Konzeption im Lichte experimentalarchäologischer Versuche. Apulum 47, 2010, 41–56.
- Rieth, Werkzeuge zur Holzbearbeitung: Sägen aus vier Jahrtausenden. Saalburg Jahrbuch. Bericht des Saalburgmuseums 17, 1958, 47–60.
- Sydow, Der hallstattzeitliche Bronzehort von Fliess im Oberinntal, Tirol. Fundberichte aus Österreich. Materialhefte Reihe A 3 (Wien 1995).
- Teržan, Bronasta žaga - Prispevek k prazgodovini rokodelskega orodja. Opuscula archaeologica 27, 2003, 187–197.