Tagungsbeschreibung

Translation als Um- und Neurhythmisierung.
Zur Rolle rhythmischer Verschiebungen in der Kommunikation über Sprach-, Kultur- und Mediengrenzen hinweg   

Rhythmus wird nicht zuletzt in den vergangenen zwei Jahrzehnten als Gegenstand diverser Geis-teswissenschaften wiederentdeckt. Als ubiquitäres und daher häufig auch als vage gescholtenes Konzept wird er in der Beschreibung etlicher kommunikativer Phänomene angesprochen: Insbesondere in Musik und Literatur (hier vor allem in der Lyrik evident) und allgemein in den Kultur- und Lebenswissenschaften ist der Rhythmus als Organisationsform der Zeit und durchaus auch des Raums ein sowohl in der Praxis als auch in der Reflexion nicht vernachlässigbares Grundelement. Dies macht ihn zu den wenigen Größen, die unterschiedlichsten Kommunikations- und Ausdrucksformen gemein sind. Auf dieser Grundlage scheint der Rhythmus dafür prädestiniert, als Scharnierelement in der mehrere Ausdrucksformen miteinander verbindenden Kommunikation zu fungieren. Das Erschaffen intermedialer, multimodaler oder polysemiotischer Artefakte gestaltet sich, aus dieser Perspektive betrachtet, als Synchronisierungsleistung.

Als Phänomen mit transmedialer Relevanz steuert der Rhythmus auch interkulturelle und intermediale Transferprozesse. Im Spektrum zwischen weitgehender Erhaltung und völlig umbildender Weiterverarbeitung ergeben sich zwischen Prä- und Folgetext, zwischen Ausgangs- und Zielkommunikat interessante rhythmische Verschiebungen. Sei es der Versmaßwechsel in der Gedichtübersetzung oder die Vertonung übersetzter Gesangstexte oder die Ergänzung bzw. vollkommene Überarbeitung bzw. Adaption einer Vorlage mit den Mitteln anderer Zeichensysteme und Mediengattungen – Phänomene der Um- und Neurhythmisierung sind in der Wieder- und Weitergabe sinnhafter Strukturen über Sprach-, Medien- und Kulturgrenzen hinweg allgegenwärtig.

Diesen Phänomenen wollen wir uns im Rahmen eines Tagungsworkshops widmen, der am 1. und 2. Dezember 2022 an der Universität Innsbruck stattfinden wird. Dieser wird vom Forschungszentrum Rhythmus und Translation, das 2018 in Hildesheim gegründet und seit 2021 auch am Institut für Translationswissenschaft an der Universität Innsbruck angesiedelt ist, organisiert und durchgeführt.

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