Geschlechtergeschichte



Zum Fach

Was ist Geschlechtergeschichte?

Für das Verständnis von Gesellschaft ist Geschlecht eine zentrale Ordnungskategorie und damit auch für die Forschung eine wichtige Analysekategorie. Die Geschlechtergeschichte beschäftigt sich daher mit Fragen der gesellschaftlichen Machtverhältnisse und damit einhergehenden Exklusionen in Geschichte und Gegenwart. Dafür untersucht sie sozialen Wandel sowie die Frage nach Geschlecht als relationale und interdependente Kategorie. Geschlecht wird somit in Beziehung zu anderen gesellschaftlichen Differenzkategorien, wie Race, Klasse, Sexualität, Dis/Ability usw. gesetzt. Die Perspektiven der Geschlechtergeschichte arbeiten lokal, regional, global und in allen historischen Epochen (bspw. in der europäischen Geschichte: Antike, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Neuzeit / Moderne und Zeitgeschichte) sowie thematisch multifokal, also kulturhistorisch, wirtschaftshistorisch, alltags- und erfahrungshistorisch, umwelt- und technikhistorisch usw.

Am Arbeitsbereich Geschlechtergeschichte an der Universität Innsbruck sind Schwerpunktthemen zurzeit europäische Geschichte seit der Frühen Neuzeit, Migrationen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, Biografieforschung, Kulturgeschichte, Feministische Epistemologien, postkoloniale feministische Perspektiven, Geschichte des Wirtschaftens, Wissenschaftsgeschichte, Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft und aktuelle Debatten um Geschlechterverhältnisse.

Seit der Etablierung der Frauen- und Geschlechterforschung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts macht feministische Geschichtsschreibung Frauen* als Akteur*innen in der Geschichte sichtbar, untersucht Geschlecht als Ungleichheitsdimension in Gesellschaften, analysiert Geschlechterverhältnisse als Macht- und Ungleichheitsverhältnisse, erforscht die Konstruktion und Hervorbringung von Geschlecht und erweitert damit das Fach Geschichte um wichtige theoretische, epistemologische und methodische Perspektiven.

Eine kurze Geschichte der Geschlechtergeschichte können Sie hier nachlesen (von Levke Harders); dort finden sich auch weiterführende Literaturhinweise. Die Antrittsvorlesung von Levke Harders „Wissenschaft ohne Geschlechtergeschichte ist möglich. Aber sinnlos“ an der Universität Innsbruck am 23.06.2022 gibt es als Video (Vortrag ab Minute 24). Im Lehrangebot der historischen Institute werden regelmäßig Überblicksdarstellungen zur Geschlechtergeschichte angeboten.


 

 

 

Nach oben scrollen