Über das Projekt
Im Zentrum dieser bildungshistorischen Studie stehen männliche Kinder und Jugendliche aus bäuerlichen oder ländlichen Verhältnissen, die am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert höhere Bildungsinstitutionen (sprich das Gymnasium) besuchten und hierfür in katholischen Internaten untergebracht waren. Damit sind zwei Forschungsdesiderate der Pädagogik aufgerufen: zum einen die in der Forschung weitestgehend vernachlässigte Bildungsinstitution „Internat“ und zweitens die höhere Schulbildung von Jugendlichen, die in ländlichen Gegenden aufwuchsen und modern als first generation students bezeichnet werden können. Die katholischen Erziehungsanstalten waren für diese Personengruppe oft die einzige Möglichkeit, eine höhere Schulbildung zu erlangen. Insbesondere die bischöflichen Knabenseminare gewannen ihre Zöglinge aus den ärmeren Bevölkerungsschichten. Diese Form der katholischen Anstaltserziehung vereinte zumeist Unterrichts- und Erziehungsanstalt in einem Haus und warb mit der Befreiung von den mit dem Studium verbundenen Kosten. In Tirol entstanden in der zweiten Gründungswelle der sogenannten tridentinischen Seminare vier derartige Bildungsinstitutionen (Trient 1863, Brixen 1873, Schwaz 1926, Dorf Tirol 1928), deren Bedeutung für die Ausbildung der Kinder der ärmeren Bevölkerung Tirols ungebrochen bis etwa in die 1970er Jahre nachvollzogen werden kann. Im Rahmen des Projektes werden die Bildungsbiographien der Buben über Verwaltungsschriftgut, Interviews mit Zeitzeugen und die Analyse von Ego-Dokumenten untersucht.
Das Projekt wird über die Nachwuchsförderung 2018 der Universität Innsbruck finanziert.