Ass.-Prof.in Mag.a Flavia Guerrini, PhD
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Institut für Erziehungswissenschaft
Liebeneggstr. 8, A-6020 Innsbruck
Zi. 02-11 (2. Stock)
0043-512-507/40015
flavia.guerrini@uibk.ac.at
Mitarbeiterin am CGI - Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck
Profil
Forschung
Forschungsprojekt zur Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige Wiener Neudorf (ab 2020)
Seit 2010 werden in Österreich die Geschichte der Heimerziehung und der Jugendfürsorge aufgearbeitet. Bislang gibt es jedoch keine kritische Aufarbeitung der Geschichte der Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige in Wiener Neudorf, die von 1951-1974 bestand. Über 1100 Mädchen und junge Frauen wurden in diesem Zeitraum per Gerichtsbeschluss in die Bundesanstalt eingewiesen und haben einen Teil ihrer Jugend dort verbracht: In den meisten Fällen dauerte der Aufenthalt mindestens eineinhalb Jahre, oft jedoch länger.
Aufruf: Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gesucht
Waren Sie als Mädchen bzw. junge Frau in der Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige Wiener Neudorf untergebracht und möchten Sie Ihre Erinnerungen mit mir teilen? Haben Sie noch Dokumente aus dieser Zeit, z.B. Briefe, Fotos, Tagebücher usw.?
Ein 2020 begonnenes Forschungsprojekt nimmt die Geschichte der Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige in Wiener Neudorf in den Blick. Welche Erfahrungen machten die Mädchen und jungen Frauen im Rahmen ihrer Unterbringung und welchen Einfluss hatte der Aufenthalt in Wiener Neudorf auf ihr weiteres Leben? Wenn Sie bereit sind, im Rahmen eines Interviews von Ihren Erinnerungen und Erfahrungen zu erzählen oder wenn Sie dem Projekt Dokumente zur Verfügung stellen möchten, sind Sie herzlich aufgerufen, sich zu melden. Gerne können sich auch Zeitzeug*innen melden, die z.B. beruflich in der Bundesanstalt Wiener Neudorf tätig waren, oder die Angehörige haben, die einen Teil ihrer Jugend dort verbracht haben.
Selbstverständlich werden alle Informationen, v.a. persönliche Daten, vertraulich behandelt.
Kontakt: Mag.a Flavia Guerrini, PhD
Post: Institut für Erziehungswissenschaft, Liebeneggstraße 8, 6020 Innsbruck
E-Mail: flavia.guerrini@uibk.ac.at
Telefon: 0043-512-507-40015
DACH-Projekt Aushandlung von Erziehungsräumen in der Heimerziehung 1970-1990, Universität Innsbruck, Uni Kassel, FHNW Olten
Leitung am Standort Innsbruck: Michaela Ralser, Co-Leitung: Flavia Guerrini und Ulrich Leitner
Die These vom Ende der Anstalts- und Fürsorgeerziehung in den 1970er Jahren im deutschsprachigen Raum trifft nur sehr bedingt zu. Dies bestätigen auch Vorstudien zu diesem Projekt. In den 1970er und 1980er Jahren entwickelte sich die Heimerziehung in verschiedenen Wohlfahrtsregionen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz unterschiedlich bezüglich Dynamiken, Graden und Geschwindigkeiten. Im Gefolge von 68 kam es zwar allerorts zu Kritik am System der geschlossenen Heimerziehung und zu mehr oder weniger durchgreifenden Reforminitiativen. Nicht wenige Kinder und Jugendliche gelangten jedoch mindestens weitere zwei Jahrzehnte in kaum veränderte Fürsorgeinstitutionen. Diese Schwellenzeit zwischen Veränderung und Beharrung hat bislang wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren. Das Projekt will diese Forschungslücke nun schließen.
Welche Dynamiken lassen sich in den untersuchten Wohlfahrtsregionen ausmachen und welche wechselseitigen Wirkungen erzeugen diese lokal, regional, national und transnational? Welche strukturellen und institutionellen Hinterlassenschaften, welche Diskursfelder und Akteurskonstellationen bestimmen Grade und Geschwindigkeiten der Transformation?
Das Ziel des grenzüberschreitenden Dreiländer-Projekts ist eine angemessene und differenzierte Beschreibung einer bislang wenig erforschten Schwellenzeit, die neue Erkenntnisse zur jüngeren Heimgeschichte erbringt sowie Methodologien zur Erforschung wohlfahrtsstaatlicher Transformationen liefert.
Kinder von Besatzungssoldaten. Erinnerungen an eine besondere Kindheit (2018-2021)
In den vergangenen Jahren wurde in medialen Berichten, Publikationen und im Rahmen von unterschiedlichen Veranstaltungen auf die besonderen Lebensgeschichten von Menschen, deren Väter Angehörige der alliierten Truppen während der Zeit der Besatzung in Österreich (1945-1955) waren – den so genannten Besatzungskindern – hingewiesen. Dennoch sind ihre Biographien und Lebenssituationen in Tirol bislang weder ausreichend wissenschaftlich erforscht, noch im kollektiven historischen Gedächtnis verankert. Es kann davon ausgegangen werden, dass viele Besatzungskinder von einer mehrfachen individuellen wie strukturellen Diskriminierung betroffen waren: Als Kinder lediger Mütter standen sie unter Vormundschaft und Kontrolle des Jugendamtes, als „Kinder des Feindes“ waren sie von Stigmatisierung und Ausgrenzung bedroht. Mit dem Forschungsprojekte „Besatzungskinder in Tirol. Individuelle Lebensgestaltung und intergenerationale Verarbeitung einer besonderen Herkunft“ soll ein Beitrag dazu geleistet werden, diese Lücke ein Stück weit zu schließen.