Wirtschaftsmacht Europa und die Lissabon-Strategie
Wirtschaftspolitik der Europäischen Union zwischen Hegemonieanspruch, Standortwettbewerb und Strukturwandel im Zeitalter einer wissensbasierten Ökonomie
Philipp Pforr
ISBN 978-3-902571-42-7
brosch., 344 Seiten
2008, innsbruck university press • iup
Preis: 38,00 Euro
Langfristiges Auf und Ab der Wirtschaft wird verursacht von grundlegenden Erfindungen. Sie breiten sich zu ihrer Zeit aus und beleben die Konjunktur, bis sie die gesamte Gesellschaft durchdringen – dann aber folgen wirtschaftliche Stagnation und Verteilungs- sowie Wettkämpfe zwischen den Akteuren des Systems. In einer komplexen Weltwirtschaft mit neuen wettbewerbsfähigen Akteuren erreicht dabei die politische Steuerungsfähigkeit nationaler Staaten und Staatenbünde ihre Grenzen. Die Globalisierung und der Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft stellen daher große Anforderungen an die politischen Koordinationsmechanismen der Europäischen Union. Auf dem EU-Frühjahrsgipfel in Lissabon im Jahre 2000 wurde eine umfassende Strategie beschlossen, die die Union zum wettbewerbsfähigsten und einflussreichsten Wirtschaftsraum der Welt machen und damit den Hauptkonkurrenten USA innerhalb eines Jahrzehnts überflügeln sollte. In Zeiten boomenden Wachstums in den Branchen der aufstrebenden Informations- und Wissensgesellschaft blieb es unter vorgehaltener Hand ein Wunsch der Staats- und Regierungschefs, die EU im neuen Millennium als aufstrebende Wirtschaftsmacht in der Welt präsentieren zu können. Wodurch sich letztendlich der Status einer solchen Wirtschaftsmacht kennzeichnet bleibt ungeklärt. Die Reformphasen des Lissabon-Prozesses provozieren jeweils eine begleitende Grundsatzdebatte, in der die Überlegungen zur europäischen Wirtschaftspolitik überdacht und den realen Gegebenheiten einer globalisierte Weltwirtschaft gegenübergestellt werden. In der nunmehr in Buchform veröffentlichten Dissertation versucht der Autor, den Spagat zwischen Politik und Ökonomie zu wagen und mit Hilfe von sozio- und politökonomischen Konzepten die Aussage “Europa als Wirtschaftsmacht” im Rahmen des Lissabonner Prozesses in einem neuen Licht erscheinen zu lassen.