Imagined Wars
Mediale Rekonstruktionen des Krieges
Martin Sexl, Arno Gisinger
ISBN 978-3-902719-58-4
brosch., 176 Seiten
2010, innsbruck university press • iup
Preis: 27,90 Euro
Kriege sind real, aber wie Nationen, Gesellschaften, der Klimawandel oder die Verteilung von Armut und Reichtum sozial konstruiert. Es ist also nicht ganz ›natürlich‹, dass es Kriege gibt, sondern kulturell bedingt: Kriege entstehen durch die Verwendung von Zeichen. Die Bezeichnung und Beschreibung von Ereignissen ist also nicht einfach ein Versuch, etwas im Nachhinein kommunikativ zugänglich zu machen – davon zu berichten und darüber zu informieren –, vielmehr ist dieser Versuch der medialen Rekonstruktion Teil des Konstruktionsprozesses selbst.
Das vorliegende Buch präsentiert zwei Essays, die einen solchen Konstruktionsprozess darstellen und gleichzeitig reflektieren: Der Textessay von Martin Sexl entwickelt eine Kritik der Verwendung von fotografischem Material in der Konstruktion von Kriegen und im Berichten darüber, der Fotoessay von Arno Gisinger demonstriert in einer gegenläufigen Bewegung, dass Fotografien nicht zwangsläufig einer Logik der Abbildung folgen müssen, sondern auch eine Erzählung aufspannen können, welche den ›Zwang zur Abbildung‹ unterläuft. Beide Essays werden gleichsam ›durchquert‹ von grafischen Arbeiten Magnus Pöhackers, welche die vereinfachende Gegenüberstellung von Text und Bild durchbrechen und erweitern.
"Martin Sexl und Arno Gisinger versuchen mediale "Rekonstruktionen" in einem aufwändig gestalteten Text-Bild-Band durchschaubar zu machen: Sexls eleganter Essay hat den Vorteil, klar formuliert zu sein und komplexe Sachverhalte aus der Gedankenwelt des Poststrukturalismus luzide auf den Punkt zu bringen. Hinzu kommt, dass der Band durch die Fotos Gisingers, die den Betrachter unter anderem zu Stätten des Vietnam-Kriegs-Erinnerungstourismus oder in die zu einer Gedenkstätte an das SS-Massaker mutierten französischen Ruinenstadt Oradour Sur Glane führt, Sexls Ausführungen gewissermaßen wortlos in einen konkreteren Betrachtungsrahmen stellt. So gesehen handelt es sich bei dem Buch um ein in literatur- und kulturwissenschaftlichen Publikationen eher selten anzutreffendes Experiment, dessen Form genauere Beachtung verdient."
Jan Süselbeck, literaturkritik.de