Das Schweigen der Meere
Roman
Peter Steiner
Erscheinungsdatum: September 2018
ISBN 978-3-902866-68-4
Hardcover mit Schutzumschlag, 320 Seiten
2018, edition laurin bei innsbruck university press • iup
Preis: 23,90 Euro
Der Name einer Zufallsbekanntschaft aus früheren Tagen, DiRocca, amerikanischer Schmetterlingsforscher griechischer Abstammung, lässt den fast achtzigjährigen Bergbaudirektor Veit Troyer, im Ruhestand in einem abgelegenen Haus in den österreichischen Bergen, Adressat eines ungewöhnlichen Briefes werden. Ein griechischer Reeder gleichen Namens, DiRocca, ersucht um Hilfe bei der Ausforschung seines Vaters, dessen Identität die jüngst verstorbene Mutter bis zuletzt verschwiegen hat. In Griechenland stellt sich mit Hilfe der jungen Sekretärin Zoé alsbald heraus, dass neben dem Schmetterlingsforscher eine Reihe anderer Männer als möglicher Vater in Frage kommen. Zweifellose Beweise fehlen. Ein verschlüsseltes Notizbuch der Mutter lenkt den Verdacht auf einen Franzosen, der sich dem Widerstand gegen die griechische Militärjunta der Sechzigerjahre angeschlossen und einige Zeit auf der Insel Kythera – wo die Mutter nach ihrem Studium in Paris lebte und arbeitete – abgetaucht war. In Paris stößt Troyer auf höchst verschlungenen Wegen tatsächlich auf Zeitzeugen, die Licht in die Vorgeschichte der mysteriösen Umstände bringen. Da stellt ein Anruf von Zoé sein eigenes Leben vor eine gänzlich neue Situation.
„Sie verabschiedeten sich und ich blieb mit DiRocca allein zurück, der erstaunt auf das Rauschen des Meeres horchte, auf das donnernde Anprallen der Wellen an die Felsen, denen die allseits steil abfallende Geländerippe längs des Meeres, auf der mein Haus stand, seine Existenz verdankte. Hat man einige Zeit im Regenwald verbracht und kommt an diese Küste, dann, so habe ich es immer wieder empfunden, ist es mehr als bloß an die Küste zu kommen. Man kommt an den Rand der Welt, steht dem Ozean als einem anderen Universum gegenüber. So müsste es sein, dachte ich einmal, auf dem Mond zu stehen und auf die Erde zu blicken, das kann auch nicht viel anders sein als von der Falaise auf den Ozean zu schauen. Nur lauter ist es, unruhiger, gewaltsamer. Mit einer die Falaise zum Beben bringenden und bis in die Balken des auf Pflöcken stehenden Hauses spürbaren Kraft – ein rhythmisches Erzittern wie das des eigenen Blutes unter der Haut – schlägt das Meer ohne Gegenüber auf den Rand des Kontinents. An solch einem Ort lebt man immer mit einer Mischung von glückhafter Bewunderung und spürbarem Respekt.“