Die Vorbereitung der Tiere
Slam Poetry und Lesebühnen-Texte
Martin Fritz
Erscheinungsdatum: September 2020
ISBN 978-3-902866-92-9
Hardcover mit Schutzumschlag, 240 Seiten
2020, edition laurin bei innsbruck university press • iup
Preis: 21,90 Euro
Es begann mit dem Wunsch, eine Enzyklopädie der Tiere zu verfassen. Es sind die Tiere jedoch zu umfassend, um sie erschöpfend zu beschreiben. Wir müssen, möchten wir die Tiere beschreiben, ihnen ein anderes, unsystematischeres, wirreres, liebevolleres Augenmerk schenken. Wir gelangen zu den Tieren eher im Modus des Vorläufigen. Die ihnen entsprechende Beschäftigung mit Tieren ist die Vorbereitung der Tiere. Diese Vorbereitung der Tiere versammelt neben Poetry-Slam-, Lesebühnen- und anderen Bühnentexten von Martin Fritz (darunter erstmals in nicht mündlicher Form Klassiker wie die Schneefräse oder die Krechl) weitere Texte über nicht-menschliche und menschliche Tiere. Sie alle verfolgen zwei Ziele: Einerseits die notwendige Kritik der Tiere, andererseits zu verstehen, wie diese Tiere es aushalten, so zu leben, wie sie leben müssen. Also: Keine Anprangerung der Tiere, ohne sie liebevoll in Schutz zu nehmen. Die Texte handeln von und über die folgenden Tiere und Aspekte tierischen Lebens im Spätkapitalismus: Entscheidungen, Tiger, Biber, Bienen, Eselsohren, Fahrgäste, E-Mails, Hobbys, Unterhaltungselektronikgeräte, Fugenmasse, Katzen, Zeit und Kategorien, Weinen, Wellnessaufenthalte, PDFs, Privatozeane, Telefonate, Fernseher, Einemsen, Wuilischa, Meisenknödel, Pudding, Flirten mit der Kamera, Hasen, Bier, Editionsphilologie, Risikofaktoren, Drebin Oronasky sowie Fiderallala. Außerdem finden sich darin Tipps zu Steuerangelegenheiten und Fragebögen sowie ein Fragment und eine Top Ten Liste. Die Zusammenstellung ist für alle geeignet, die ein Herz für Tiere haben oder sich darauf vorbereiten möchten.
„Und so habe ich mir eine Schneefräse gekauft, zum guten Glück gibt es sowas heutzutage ja auch beim Lebensmitteldiskonter direkt neben dem Pferdefleischregal im Sonderangebot. Ich wohne zwar nicht in einem Endreihenhaus und habe einen relativ kleinen Garten, oder sagen wir es einfach, wie es ist: Ich habe eigentlich überhaupt keinen Garten, aber was macht das, einen Balkon habe ich, und auch da kann ich Schneefräsen. Es mussten zwar die Klappstühle weichen, damit die Schneefräse überhaupt Platz hatte am Balkon, aber jetzt, wo fast der gesamte Balkon von der Schneefräse eingenommen ist, kann da sowieso niemand mehr sitzen. Ich kann ungefähr zwanzig Zentimeter vor und zurück fräsen, mehr Platz ist nicht, aber das reicht mir, ich fräse den kleinen Spielraum, den ich habe, mit umso mehr Liebe zum Detail.“