Das Debüt
Roman
Friedrich Hahn
Erscheinungsdatum: Februar 2021
ISBN 978-3-902866-98-1
Hardcover mit Schutzumschlag, 192 Seiten
2021, edition laurin bei innsbruck university press • iup
Preis: 20,90 Euro
Andrea ist 16, als sie Markus Wintobel, einem eigenwilligen Schriftsteller mit eher bescheidener Reputation, zum ersten Mal begegnet. Der Autor hält Andrea mit seiner schnoddrigen Abgeklärtheit fürs Erste auf Distanz. Mehr als zu einem Smalltalk nach einer Lesung reicht es nicht. Das Mädchen aber ist von Wintobel fasziniert. Sonst nicht gerade ein Literaturfreak, beginnt sie sich für Wintobel und seine Romane zu interessieren. Aus Interesse wird Schwärmerei. Als Eva-Maria, Andreas Banknachbarin und beste Freundin, eine Schülerzeitung gründet, sieht Andrea ihre Chance, Wintobel näher kennenzulernen. Und bittet ihn um ein Interview.
Andrea hat zu schreiben begonnen. Eine Geschichte schwebt ihr vor, in der es um einen älteren Autor und eine junge Autorin geht. Sie hat bereits ein paar Textvarianten probiert. Aber über die Anfänge ist sie bisher nicht hinausgekommen. Auch Wintobel geht eine ähnliche Geschichte an.
Sieben Jahre sind vergangen. Wintobels Geschichte liegt als Roman mit dem Titel „Während du singst“ vor. Andrea bucht einen Workshop bei Wintobel. Die reale Story spiegelt sich in Wintobels „Während du singst“ und in Andreas’ Anfängen wider. Bleibt es bei den Anfängen? Fiktion und Realität kippen in ein Wechselspiel. In ein Wechselspiel der Gefühle. Und in ein Wechselspiel realistischer und unrealistischer Möglichkeiten. Die „Beziehung“ von Autor und Schülerin, von Andrea und Wintobel, kreist schlussendlich um die Fragen: Was macht die Literatur aus dem Leben? Und was das Leben aus der Literatur?
„Erster Schnee. Und ich hab wie jedes Jahr sofort den Geruch von heißen Maroni in der Nase. Die ersten Flocken, und er ist da, dieser warme fruchtig-holzige Geruch. Ich hab nachmittags ohnehin noch in der Stadt zu tun. Da schau ich in der Schottengasse vorbei. Da steht ab Anfang November immer ein Maronibrater. Und so ist es dann auch. Ich nehm sieben Stück, der Mann pflückt sie vom Ofen und steckt sie in ein weißes Stanitzel. Ich zieh meine Wollhandschuhe aus, nehm die Maroni entgegen, fühl durch das Papier angenehme Wärme. Eine Maroni nach der anderen finger ich heraus, brech die Schale vom Spalt weg in zwei Teile, steck mir die Maroni als Ganze in den Mund. Und die Schale ins Stanitzel zurück. Es grenzt an ein Kunststück. Stanitzel halten, eine Maroni brechen. Da wünsch ich mir jedes Mal eine dritte Hand. Gegen das Ende zu weiß ich dann oft nicht, ob es vor leeren Schalen noch eine volle Maroni im Stanitzel gibt. Ich vergesse immer, ich könnte ja mitzählen. Aber so sehr ich auch herumstocher, da finde ich keine mehr. Ah doch, eine ist noch da. Mit dem Erinnern und Erzählen ist das oft nicht anders.“