Repräsentation und Erinnerung der Migration
Représentation et mémoire de la migration
Dirk Rupnow, Gwénola Sebaux, Bettina Severin-Barboutie,
Meryem Youssoufi, Zaihia Zeroulou (Hg./éd.)
ISBN 978-3-99106-029-1
brosch., 288 Seiten, Abb., deutsch/französisch
2021, innsbruck university press • iup
Preis: 29,90 Euro
Migration bestimmt nun schon seit einiger Zeit die politischen und gesellschaftlichen Debatten in Europa – und daran wird sich in naher Zukunft wohl auch nichts ändern. Schon vor den als krisenhaft wahrgenommenen Ereignissen im Jahr 2015 war allerdings deutlich geworden, dass die europäischen Migrationsgesellschaften des 21. Jahrhunderts, die hauptsächlich durch die so genannte „Gastarbeitermigration“ nach dem Zweiten Weltkrieg transformiert worden waren, die Perspektive der Migration und die Erfahrungen und Erinnerungen von MigrantInnen nicht oder höchstens unzureichend in ihre „kollektiven Gedächtnisse“ integriert haben, Migration und MigrantInnen in den Infrastrukturen des „kollektiven Gedächtnisses“ (Archive, Museen) wie in den hegemonialen historischen Narrativen nicht sichtbar sind und keine Stimme besitzen.
In den vergangenen Jahren ist allerdings in vielen Ländern eine deutliche Zunahme an Forschungs-, Archivierungs-, Ausstellungs- und Musealisierungsaktivitäten im Hinblick auf die jeweiligen Migrationsgeschichten zu beobachten. Unterschiedliche Akteure treten dabei auf: MigrantInnen selbst, die Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik. Natürlich spielen auch die Medien mit ihren Darstellungen des Themas eine zentrale Rolle.
In Anknüpfung an diese Ansätze in Forschung, Archiven und Museen will der Sammelband Bedingungen, Formen und Effekte der Repräsentation und Erinnerung von Migration aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick nehmen. Mit Hilfe von Analysen der Geschichte und Gegenwart sollen Muster, Traditionen und Perspektiven der Aushandlung von Migration und Integration in unterschiedlichen Ländern untersucht und die verstärkten Bemühungen um eine Sichtbarmachung von Migrationsgeschichten sowie die damit verbundenen spezifischen Herausforderungen diskutiert werden.
Die Kooperation des internationalen HerausgeberInnenteams und die AutorInnen aus verschiedenen Ländern (A, F, D, CH, MAR etc.) ermöglichen eine Weitung des Blicks auf Fragen der Repräsentation und Erinnerung von Migration, die für das genuin transnationale und europäisch-globale Thema essentiell sind.
"Während der auf einer Auswahl an Tagungsbeiträgen beruhende Band mit Repräsentation, Erinnerung und Migration drei ebenso schwerge- wichtige wie schwerlich ohne weiteres zu fassende Konzepte schlagwortartig aufruft, wird darin keinesfalls der Versuch einer einheitlichen Antwort auf die Frage nach deren Ver- hältnis unternommen. Vielmehr lassen sich die einzelnen Auseinandersetzungen vielleicht als eine unter vielen möglichen Antworten darauf verstehen, wie „plurale und heterogene collected memories“ (Dirk Rupnow im Rückgriff auf Michele Barricelli, S. 49) Vorstellung und Anspruch eines kollektiven Gedächtnisses herausfordern und ersetzen können."
Nick Wetschel, Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte