Heteroglossaries
Philological inventions of Ukraine
Josef Wallmannsberger
Interdisziplinäre Forschungen – Band 38
ISBN 978-3-99106-110-6
brosch., 236 Seiten, engl.
2024, innsbruck university press • iup
Preis: 32,90 Euro
Die Frage nach der philologischen Invention der ukrainischen Nation mag zunächst nach einer Volte geisteswissenschaftlicher Inkompetenzkompensationskompetenz klingen, in der Tat entfaltet sich die welthistorische Emanzipation und der ideengeschichtliche Bruch aus kolonialer imperialer Dominanz entscheidend in der Dimension des Logos sprachlicher und diskursiver Selbstbestimmung und -erfindung. Der vorliegende Band bringt die Dialektik ins Spiel, dass diese These in innerer Logik gänzlich unhaltbar erscheinen muss, dieser antithetische Furor sich dann zum fundamental Richtigen aufhebt. Die bewundernswerte Passion, mit der russophone Ukrainerinnen die ukrainische Sprache studieren, die Ernsthaftigkeit und Gründlichkeit, mit der russische Topographie und literarische Kanon dekonstruiert werden, der kataklysmische Exorzismus imperialer Codes, die Gesetze zum Schutz der ukrainischen Kultur, diese Züge im Endspiel sind unvermeidlich, die finale Entscheidung wird anders getroffen werden. Das Potential für sprachliche Hybridität, Rekursion und dekonstruktive Finten ist für die reale, also philologische, Geschichte der Ukraine essentiell, die Dynamik und beweglichen Ziele polyphoner kultureller Codierung entwickeln die radikale Alternative zu imperialen Monolithik kolonialer Repression. An diesem Talent zu kreativer Metamorphose wird die neokoloniale Monomanie scheitern. Die hier präsentierten logohistorischen Linien zielen auf Ivan Kotliarevskij als formidablen Melangeur, in fröhlich wissenschaftlich-poetischer Wendung die Alterität nicht in der Projektion sondern im Zentrum der eigenen Sprache zu entdecken. Wer die jungen Menschen mit den Versen aus der Eneida auf dem Maidan wahrnimmt, wird sich sinnlich gewiss, dass diese Linie real ist.