Ringvorlesung WiSe 2022/23
Geschlecht, Ethnizität, Kultur: Körper im Spannungsfeld von Unterwerfung und Subversion

Protest der Prekären. Der Körper und das Politische
Michaela Bstieler

 

Abstract:

Prekäre Wohn- und Lebensverhältnisse stellen nicht erst seit der Coronapandemie eine dringende politische Herausforderung dar. Exorbitante Mietpreissteigerungen, zunehmende Wohnungslosigkeit und ungesicherte Wohnverhältnisse aber auch Phänomene wie Gentrifizierung und Privatisierung des öffentlichen Raums sind nur wenige Beispiele für eine globale Entwicklung, die seit geraumer Zeit unter dem Schlagwort der „Wohnraumkrise“ verhandelt wird. Dabei haben Prekarisierungsprozesse und die daraus hervorgehenden Gefährdungslagen weitreichende soziale Folgen, insofern sie die Sichtbarkeit, Anerkennbarkeit und schließlich auch die Überlebensfähigkeit von Subjekten bedrohen.

Vor dem Hintergrund dieser Konfliktlinien wird es in diesem Vortrag darum gehen, solchen Formen zivilgesellschaftlichen Protests Rechnung zu tragen, die von Subjekten geführt werden, die aus prekären Wohn- und Lebenslagen heraus agieren und sich trotz allem noch politisch artikulieren. Nicht zuletzt am Beispiel der 2021 in Kreuzberg uraufgeführten und 2022 wieder auf die Straße gebrachte Berliner Protestoper „Wem gehört Lauratibor?“ sollen Geschichten der Verdrängung und Momente des Widerstands verhandelt werden, indem danach gefragt wird, 1) wie sich diese und weitere Sozialproteste räumlich und zeitlich konfigurieren und konstituieren, 2) wie politische Akteur:innenschaft in körperliche Praktiken eingelassen ist und diese formt resp. hervorbringt und 3) wie sich das Verhältnis von politischem Protest und prekärer Zugehörigkeit ausgestalten und theoretisch beschreiben lässt. Auf dieser Grundlage soll ausblickend eine Verständigung darüber folgen, welche Rückschlüsse aus solchen prekären Sozialprotesten für die Bedingungen politischen Handelns und Streitens zu ziehen sind.

 

Zur Person:

Michaela Bstieler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität Innsbruck. Sie hat Philosophie sowie Erziehungs- und Bildungswissenschaften an der Universität Innsbruck und an der Hebrew University of Jerusalem (Rothberg International School) studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Sozialphilosophie und der politischen Philosophie.

 


 

Zeit: Donnerstag, 15. Dezember 2022, 17:15-18:45
Ort: Campus Innrain, Hörsaal 7 (EG)


MA Gender, Kultur und Sozialer Wandel, Wahlmodul 4 und Angebot für alle MA Studien, Interdisziplinäre Kompetenzen

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