Human-Animal Studies Konferenz | 6-8 Februar 2014
Rahmenprogramm
Bitte beachten Sie, dass alle Punkte des Rahmenprogramms (außer den Kamingesprächen zum Auftakt der Human-Animal Studies) für alle frei zugänglich sind.
Plenarvortrag: Kurt Kotrschal
Überbewertete Artgrenzen: Warum Menschen mit anderen Tieren soziale Beziehungen eingehen können
Zeit: Donnerstag 19:00 - 20:00 Ort: Aula
Quelle: www.klf.ac.at /Staff/kotrschal.htm |
Warum sind moderne Menschen daran interessiert, mit Kumpantieren zu leben und können dies auf der Beziehungsebene tatsächlich auch? Aufgrund ihrer evolutionären Vergangenheit als großhirnige Jäger und Sammler sind Menschen generell biophil. Der artvergleichende Ansatz der organismischen Biologie zeigte eine Reihe grundlegender Strukturen und Funktionen des Verhaltens, der Physiologie und des Gehirns, die im zwischenartlichen Sozialkontakt relevant sind, und die zwischen Menschen und anderen Tieren geteilt werden. Entweder weil diese im Laufe der Evolution konservativ beibehalten wurden, und daher zwischenartlich nicht nur homolog und meist sogar funktionsähnlich blieben, oder weil sie bei diversen Verwandtschaftsgruppen konvergent, also parallel, aus unterschiedlichen Vorläuferstrukturen, im identischen Funktionskontext entstanden. Zu den herkunftsgleichen sozialen Hirnteilen zählt etwa das über 450 Millionen Jahre konservativ erhaltene „Soziale Netzwerk des Gehirns“, welches von Fisch bis Mensch für die grundlegende Steuerung des sozio-sexuellen Verhaltens zuständig ist. Die gemeinsamen Stresssysteme und gleichartigen Prinzipien der Individualentstehung und der Variabilität von Persönlichkeit bei den unterschiedlichsten Tierarten sind weitere Faktoren, welche die Kommunikation und sogar das Sozialisieren zwischen den Arten ermöglichen. Dies bedeutet auch, dass eminent psychologische Phänomene, wie Bindung, Attachment, Fürsorgeverhalten und ganz generell, die Werkzeuge für das Management sozialer Beziehungen biologisch grundgelegt sind. Menschen teilen mit anderen Tieren also das grundlegende soziale Gehirn und zentrale Teile der sozialen Physiologie, was uns zwischenartliche Sozialbeziehungen auf Basis von emotionaler Kongruenz und wechselseitiger Empathie erlaubt. |
Workshop: Kate Walters
Animals and Art
Zeit: Freitag 14:30 - 15:30 und Samstag 11:00 - 12:00 Ort: Hörsaal 2
Workshop zu Tieren und Kunst in englischer Sprache von der britischen Künstlerin Kate Walters: Embodying animals – looking at, feeling the animal within; do artists work with the animal form in order to understand something about being alive in the world? Kate Walters’ works in watercolour and oil are concerned with the interaction of the animal, plant and human worlds; depicting in raw and graphic immediacy a relationship that is both intimate and nurturing. |
Buchpräsentation: Sven Wirth und Markus Kurth
Vorstellung des Sammelbandes Tiere Bilder Ökonomien
Zeit: Donnerstag 16:30 - 17:00 Ort: Hörsaal 2
"Tiere Bilder Ökonomien" ist der Titel eines kürzlich erschienenen Sammelbandes, herausgegeben vom Arbeitskreis Chimaira. Die Diskussion kreist um Fragen der Tierethik, die Verhandlung der Mensch-Tier-Grenze und beschäftigt sich nicht zuletzt mit konkreten Interaktionen.
Die interdisziplinären Beiträge greifen diese Themen anhand der Schwerpunkte »Tier_Ökonomien« und »Tier_Bilder« auf. Sie nähern sich aus verschiedenen Perspektiven dem Verhältnis zwischen Tieren und Ökonomie sowie den vielfältigen Formen und Funktionen von gesellschaftlichen Tierbildern und geben damit einen Überblick über aktuelle Forschungsfragen der Human-Animal Studies. Markus Kurth (B.A.) und Sven Wirth (M.A.) sind Mitglieder von Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies und Mitherausgeber des aktuellen wie des zuvor erschienen Sammelbandes "Human-Animal Studies. Über die gesellschaftliche Natur von Mensch-Tier-Verhältnissen". |
Buchpräsentation / book presentation: Reinhold Bichler
Tiere im Leben der alten Kulturen von Günther Lorenz (Neuauflage)
Zeit: Donnerstag 19:00 Ort: Aula
Aus dem Klappentext:
Vorstellungen vom Leben und Wesen der Tiere, emotionale Beziehungen zum Tier, aber auch die Tiernutzung werden in diesem Buch im Rahmen jenes Kulturzusammenhangs, der aus der Vorgeschichte über die frühen Kulturen des Alten Orients und Ägyptens bis zur griechisch-römischen Antike reicht, diachron und vergleichend dargestellt. Aus der komparatistischen, sozial- und religionsgeschichtlichen Perspektive fällt neues Licht auf so unterschiedliche Phänomene wie Jagd und Initiation in Griechenland, Tierstrafen und Speisetabus in Israel, Ägypten und Hellas, Maultierrennen in Olympia, die Tierversuche Galens oder die Tatsache, dass das antike Christentum die Instinktlehre und die ethische Distanz zum Tier von den Stoikern übernommen hat. |
Buchpräsentation / book presentation: Erwin Lengauer
Praktische Ethik von / by Peter Singer (3. Auflage / 3rd edition)
Zeit: Donnerstag 16:00 - 16:30 Ort: Hörsaal 2
Peter Singers Praktische Ethik, 1979 in erster Auflage erschienen, ist in seiner ebenso präzisen wie nachvollziehbaren Argumentationsstruktur ein Musterbeispiel für klares, philosophisches Denken.
Besonders wichtig ist der von Singer eingeführte Begriff des Speziesismus (Menschen denken über Tiere anders, weil Tiere keine Menschen sind, obwohl es sachlich begründete Argumente gibt, genau dies nicht zu tun). Für Kontroversen sorgten seine Theorien über Sterbehilfe und Euthanasie. Für diese dritte Auflage hat der Autor den Band komplett durchgearbeitet und um ein neues Kapitel über den Klimawandel und die sich aus diesem ergebenden Verpflichtungen gegenüber kommenden Generationen ergänzt. |
Lecture Performance: Günter Lierschof
Tiere in der Kirche
Zeit: Samstag 9:30 – 10:30 Ort: Hörsaal 2
Zur Person:
Günter Lierschof ist Maler und Philosoph, hatte bei Joseph Beuys und Bazon Brock studiert und mit ihnen immer wieder zusammengearbeitet. Er war viele Jahre am Bischöflichen Gymnasium Paulinum als Kunsterzieher tätig und hat dort das Philosophicum aufgebaut. Zur Performance: Seine Lecture Performance hat zum Ausgangspunkt die Bilderserie „Tiere in der Kirche“, die der Maler vor zehn Jahren begann und deren Thematik er sich jetzt philosophisch nähert. Dazu hat er Schaukästchen gefertigt, „Devotionalien für eine bessere Welt“, die zum Denken anregen sollen und die in der Performance zum Einsatz kommen. In seiner Performance befragt er Aristoteteles Sinnes- und Seelenlehre, bringt Emmanuel Levinas ins Spiel, befragt die Opfertheorie René Girards, wieweit sie etwas zur Klärung der Bilder beitragen kann und spricht Hannah Arendts Begriff des moralischen Handelns an, um die Beziehung Mensch-Tier zu vertiefen. Ein zentraler Teil seiner Überlegungen werden um den „Frosch am Kreuz“ von M. Kippenberger kreisen, inwiefern dieses Spottbild Aufschluss geben kann über das Verhältnis Tier – Mensch. |
Kamingespräche zum Auftakt der Human-Animal Studies
Eine Welt ohne Tierversuche? Forschung als Beitrag zur Tierethik
Mittwoch 5. Februar 19 - 21 Uhr, Haus der Begegnung.
Beitrag: EUR 7,- oder 0,7 Talente / EUR 5,- ermäßigt; mit Familien- oder Kulturpass: kein Beitrag.
An der der Universität Innsbruck findet von 6. bis 8. Februar eine internationale Konferenz zum Thema Human-Animal Studies statt. Der zentrale Ausgangspunkt dieses interdisziplinären Forschungsfeldes sind Tier-Mensch Beziehungen. Im Haus der Begegnung laden wir zu einem Konferenzauftakt ein, der neben fachlichen Impulsen insbesondere auch Gelegenheit zum Austausch und Gespräch bietet.
Nicht nur in der Faschingszeit sind Fragen bezüglich Tierversuche und tierischer Inhaltsstoffe in Schmink- und Körperpflegeprodukten aktuell. Walter Pfaller forschte Jahrzehnte nach Alternativen zu Tierversuchen. Er wird Einblicke in biologisch-medizinische Möglichkeiten geben und auch die politischen Entwicklungen bis zur aktuell gültigen Tierversuchsrichtlinie aufzeigen. Claudia Paganini greift in ihrem Impuls ethische Fragen auf. Weitere interessante Begegnungen sind mit einigen ReferentInnen der Konferenz zu erwarten, deren Themenfelder zudem die Diskussionen anregen und den Kamingesprächen „einheizen“. ReferentInnen: Univ.-Ass. Mag. Dr. Claudia PAGANINI, Institut für Christliche Philosophie, Buchautorin und Journalistin, Innsbruck; Univ.Prof.Dr. Walter PFALLER, Forschung für Alternativen zu Tierversuchen, Innsbruck |