LeseLupe Bücher

LeseLupe Osteuropa #5

Dienstag, 26.11.2024, 19.30 Uhr; Wagner’sche Universitätsbuchhandlung (Museumstraße 4, Innsbruck)

Gemeinsam mit Fabienne Imlinger (München), Mathias Althaler (Graz) und Bob Muilwijk (Salzburg) gibt Yana Lyapova (Institut für Slawistik) wieder in bewährter Weise Einblicke in die literarischen Landschaften Osteuropas: In der 5. Ausgabe unserer LeseLupe liegt der Fokus auf spannenden Neuerscheinungen aus Russland, Polen und Albanien.
Neben diesen vier Werken, die in Form eines "Literarischen Quartetts" vorgestellt und diskutiert werden, warten weitere Lektüretipps sowie ein Büchertisch auf Sie – und das direkt vor Ort in der Wagner'schen Universitätsbuchhandlung und bei freiem Eintritt!

 

Folgende Bücher werden besprochen:

Die Wunde

"Die Wunde" von Oxana Wassjanka
(aus dem Russischen von Maria Rajer, erschienen bei Blumenbar – Aufbau)

Eine junge Frau bringt die Asche ihrer Mutter nach Sibirien, um sie in ihrer Heimatstadt Ust-Ilimsk zu bestatten. Von Wolgograd nach Moskau, von Moskau nach Nowosibirsk und Irkutsk mit dem Flugzeug und dann mit dem Bus durch die Taiga. Es ist eine Reise durch die harte postsowjetische Realität und zugleich eine Suche nach der Herkunft und Identität der Ich-Erzählerin. Sie nimmt Abschied von ihrer Mutter und versucht sie zugleich im Schreiben festzuhalten, bevor sie ihr zu entgleiten droht. Am Ende findet sie eine eigene Sprache, durch die sie bei sich selbst ankommt. Oxana Wassjakina erzählt vom Tod, aber auch vom selbstbestimmten lesbischen Leben und feministischen Schreiben, lakonisch und mit bemerkenswerter Offenheit.

 

Titan oder Die Gespenster der Vergangenheit

"Titan oder Die Gespenster der Vergangenheit" von Sergej Lebedew
(aus dem Russischen von Franziska Zweig, erschienen bei S. FISCHER)

Wenn man sich den Verbrechen der Vergangenheit nicht stellt, kehren sie in Gestalt von Gespenstern wieder. Auch die sowjetische und postsowjetische Zeit erzeugt mit ihren verdrängten Verbrechen fortwährend neue Ungeheuer. Sergej Lebedew folgt in seinen Erzählungen dem vergifteten Erbe der Sowjetunion und seinen unheimlichen Spuren in der Gegenwart: von Tschetschenien bis zur Ukraine, von Katyn bis Berlin. Ein leeres Gebäude oder Gelände, ein Rauschen in der Telefonleitung können dabei zu Auslösern der Erinnerung werden. Obwohl Lebedews Geschichten jeweils für sich stehen, verbindet sie ein gemeinsames Thema, ein gemeinsamer, poetischer Raum. In diesem Raum ziehen die Schatten der Vergangenheit ruhelos umher, und die Toten rufen fortwährend nach Gerechtigkeit.

 

Hinter dem Wendekreis

"Hinter dem Wendekreis" von Andrzej Bobkowski
(aus dem Polnischen von Ron Mieczkowski, erschienen bei Die Andere Bibliothek – Aufbau)

Die versammelten Texte des Schriftstellers, Individualisten, Fahrradenthusiasten und Modellflugzeugkonstrukteurs Andrzej Bobkowski (1913–1961) zeigen in Erzählungen und Reiseberichten vor allem aus den 1940er­Jahren ein langsames Abschiednehmen eines Emigranten von Europa: Bobkowski erlebte den Zweiten Weltkrieg in Frankreich und findet sich in der Nachkriegswirklichkeit des Kalten Krieges und der Blöcke nicht zurecht. Er arbeitet in Paris in einer Fahrradwerkstatt, reist ins Baskenland, nach Lourdes und mit dem Fahrrad entlang der Côte d’Azur, von wo er mit seiner Frau mit einem Schiff über den Atlantik setzt: Südamerika ist das Ziel, mit Guatemala als dem unbekannten Endpunkt ihrer Auswanderung. Dort wird er in einer Spielzeugfabrik arbeiten, sich den Bau von Modellflugzeugen autodidaktisch erschließen und ein Geschäft mit Aeromodellen eröffnen.

 

Albanische Schwestern

"Albanische Schwestern" von Lindita Arapi
(aus dem Albanischen von Florian Kienzle, erschienen bei Weidle – Wallstein)

Alba ist eine von Ängsten geplagte Enddreißigerin. Eine Sozialarbeiterin, die mit ihrem Mann, einem Informatiker, in Wien lebt. Zwar ist es ihr gelungen, das bedrückende Albanien ihrer Kindheit und Jugend zu verlassen und sich eine Existenz in Österreich aufzubauen. Doch das Erreichte kann sie nicht genie­ßen. Nirgendwo fühlt sie sich zu Hause, auch in ihrer Ehe nicht. Vielmehr erfährt sie dort erneut Entfrem­dung und Einsamkeit. Ihr Mann reagiert mit Unver­ständnis und Rückzug auf ihre Ängste, sie fühlt sich verlassen und verraten, als er eigene Wege geht. Einzig ihre Schwester Pranvera, die Schöne, Kluge, Starke ihrer Jugendjahre, steht ihr in abendlichen Telefonaten aus Albanien zur Seite.


Organisation und Moderation: Yana Lyapova, Institut für Slawistik der Universität Innsbruck

Eine Veranstaltungsreihe des Osteuropazentrums in Kooperation mit dem Institut für Slawistik und der Wagner'schen Universitätsbuchhandlung

 

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