Wird ein Investment in ein Start-up geplant, sollte man sich bewusst sein, dass sich junge Unternehmen in einigen Charakteristika von etablierten Unternehmen unterscheiden: Wachstum stellt zu Beginn die oberste Priorität dar, es werden negative Cash Flows erwirtschaftet und die Rendite des Investments basiert zunächst auf Wertsteigerungen anstatt Dividenden. Für eine erste Evaluation eines Start-up-Unternehmens stellte Herr Oliva eine abgewandelte Form von „Porter’s Five Forces“ vor: das Kernelement der Analyse stellt das angebotene Produkt bzw. der Service des Start-ups dar. Als weitere treibende Kräfte können in diesem Zusammenhang der Markt, das Team im Unternehmen, mögliche Alternativen sowie die Shareholder definiert werden. Diese fünf Elemente sollten auch in einem Businessplan eines Start-ups ausreichend Beachtung finden und von den Investoren auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden.
Für die Bewertung eines Start-ups stellte Herr Oliva drei häufig genutzte Techniken dar: die Multiplikatormethode, die Discounted Cash Flow-Verfahren und die Analyse der Kosten einer Neuentwicklung. Die Multiplikatormethode ist ein marktorientiertes Verfahren, bei welchem der Unternehmenswert des Start-ups durch einen Vergleich mit anderen Unternehmen errechnet werden soll. Da Start-ups zu Beginn im Regelfall nicht profitabel sind, wird oftmals der Umsatz als Basisgröße herangezogen. Die Multiplikatormethode punktet durch ihre Verständlichkeit und Marktorientierung, es mangelt aber oftmals an aktuellen und vergleichbaren Daten. Eine zweite Möglichkeit stellt eine Unternehmensbewertung auf Basis der Discounted Cash Flow-Verfahren dar. Hierbei sollte man als Investor die Prognosen der Gründer bzw. des Managements kritisch hinterfragen und bei der Bewertung neben der dargestellten Entwicklung auch Szenarien einer besseren sowie schlechteren Performance berücksichtigen. Außerdem ist es wichtig, Reinvestitionskosten und Kapitalverwässerungseffekte nicht zu vernachlässigen. Ein weiterer Ansatz zur Bewertung ist die Analyse der Kosten der Neuentwicklung, welche insbesondere dann hilfreich ist, wenn keine vergleichbaren Daten verfügbar sind. Bei dieser Methode wird analysiert, welches Produkt bzw. welche Technologie verfügbar ist und wie viel es kosten würde, diese Entwicklung erneut durchzuführen.
Nach der Investition in ein Start-up vollzieht sich die Entwicklung oftmals anders als geplant, da sich junge Unternehmen in einer sehr dynamischen Umwelt bewegen und rasche Änderungen möglich sind. Doch eines ist klar: auch in Start-ups gibt es nicht nur die beiden Möglichkeiten eines außergewöhnlichen Erfolgs, z.B. durch einen Börsengang, oder einer Pleite. Eine realistische Einschätzung berücksichtigt auch eine mögliche Entwicklung zwischen diesen Extremen.
In der an den Vortrag anschließenden Diskussion ging Herr Oliva auf Fragen zur Gewichtung von aktuellem Stand und Zukunftspotentialen bei der Bewertung von Start-ups und zu den Potentialen von Smart Home Technologies ein. Zudem schilderte er Herausforderungen bei seiner Tätigkeit bezüglich der Beurteilung und Begleitung von Start-ups.