Nudging 2022

Nudging: Chancen und Grenzen des "Anstupsens"

Am 23. März 2022 hielt Univ.-Prof Dr. Michael Kirchler, Professor am Institut für Banken und Finanzen der Universität Innsbruck, einen spannenden Vortrag zum Thema Nudging: Chancen und Grenzen des „Anstupsens“.

In seinem Vortrag stellte Herr Kirchler das Phänomen des Nudgings vor, bei dem es sich um eine Methode zur Beeinflussung des Verhaltens handelt, ohne dabei ökonomische Anreize verändern zu müssen. Dies veranschaulichte er durch allgegenwärtige Beispiele aus dem öffentlichen und privaten Sektor, wobei die Intentionen der beiden Sektoren stark variieren können. So werden beispielsweise im Straßenverkehr Geschwindigkeitsanzeigen mit fröhlichen und traurigen Gesichtern verwendet, um Autofahrer zum Fahren der angemessenen Geschwindigkeit zu motivieren. Im Gegensatz dazu können im privaten Sektor Nudges angewandt werden, um Nutzer länger auf Online-Plattformen zu halten und diese zu mehr Konsum zu ermutigen.

Eine wichtige Rolle beim Nudging spielen insbesondere Selbstkontrolle, Status Quo Bias, sowie der soziale Einfluss. Herr Kirchler veranschaulichte hier anhand diverser Studien welche Auswirkungen bestimmte Grundeinstellungen auf unser Verhalten haben können. Beispielsweise fanden zahlreiche Studien heraus, dass die Wahl der Grundeinstellung (zum Beispiel bei Druckeinstellungen oder Organspende) enorme Auswirkungen auf das Verhalten haben kann. Auch der soziale Einfluss wurde hierbei näher betrachtet. Herr Kirchler veranschaulichte dies anhand von Online-Plattformen, die den Nutzern weitere Produkte vorschlagen, die für sie interessant sein könnten (zum Beispiel: „Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, haben auch angesehen“).

Gerade letztere Anwendung von Nudges wirft diverse ethische Fragen, welche Herr Kirchler im letzten Teil seines Vortrages adressierte. Insbesondere sogenannte Dark Pattern standen hierbei im Fokus, die es zum Beispiel Nutzern einer Online-Plattform erschweren den Account zu löschen. Im Zuge dessen betonte Herr Kirchler, dass solche Dark Patterns auch negative Reputationsschäden mit sich ziehen können und eine Notwendigkeit bestehe Nudges zu testen, bevor sie einfach in einen anderen Kontext übernommen werden.

 

 

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