22. Arbeiter

Laut Statistiken gibt es langsam mehr Studierende als Jugendliche die eine Lehre absolvieren. Natürlich ist Bildung sehr wichtig und das Lehrlinge in eine Berufsschule gehen sollten ist auch richtig. Aber sollten wir uns darüber Gedanken machen, und wenn ja wie wollen Sie versuchen eine Lehre gegenüber einem Studium attraktiver wirken zu lassen?

ANTWORT
von Univ.-Prof Dr. Annette Ostendorf
Fakultät für Betriebswirtschaft

Der österreichische Arbeitsmarkt nimmt sowohl Hochschul­absolventen*innen als auch Lehrlinge sehr gut auf. Zu berücksichtigen ist, dass es in Österreich nicht nur die Lehrlings­ausbildung und die hochschulische Bildung gibt, sondern auch ein sehr stark ausgebautes berufliches Vollzeit­schulwesen (berufsbildende mittlere (BMS) und höhere (BHS) Schulen, z.B. Handelsschule oder HTL). Hier werden ebenfalls arbeitsmarkt­fähige Qualifikationen erworben. Statistik Austria weist für 2017 nach der höchsten abgeschlossenen Schulbildung folgende Arbeitslosigkeitsquoten aus:

  • Pflichtschule: 13,6 %,
  • Lehre: 4,7 %,
  • BMS: 3,5 %,
  • BHS: 3,3 %,
  • Hochschule (Universität oder FH): 3,5 %

Prinzipiell ist es zu begrüßen, dass sich die Menschen höher qualifizieren. Das Anforderungs­niveau in vielen Tätigkeits­bereichen steigt. „Höher“ muss dabei aber nicht bedeuten „hochschulisch“. Auch im beruflichen Bereich gibt es viele attraktive Wege (z.B. Meister­ausbildung, Techniker). Auch Berufsbildung ist Bildung!

Die Förderung der Attraktivität der Lehrlings­ausbildung hängt nicht nur von EINER Maßnahme ab, sondern erfordert ein ganzes Maßnahmen­bündel. Besonders wichtig ist die Durchlässigkeit der Lehrlings­ausbildung. Es müssen alle Bildungswege offen bleiben für Lehrlinge. Daneben geht es aber auch um Ausbildungs­qualität, wie gut also in den Betrieben und Berufsschulen ausgebildet wird, zudem um attraktive Einstiegs­arbeitsplätze für Lehrabsolvent*innen incl. Aufstiegs­möglichkeiten oder um die Entwicklung neuer Berufsbilder für unterschiedliche Zielgruppen.

Schwere Probleme bei der Beschäftigungs­aufnahme haben im Grunde vor allem Jugendliche, die nur über einen Pflichtschul­abschluss verfügen. Hier muss noch einiges getan werden, um diese Zielgruppe noch stärker über die Lehrlings­ausbildung an Arbeit und Beschäftigung heran­zuführen. Für die Attraktivität der Lehre wäre es aber auch sinnvoll, Angebote für leistungsstarke Jugendliche anzubieten. Lehre mit Matura ist da ein Weg, aber auch das Angebot von Mischformen zwischen Lehre und Bachelor (duales Studium) sowie der Ausbau von anspruchsvollen Berufsbildern.

Grundsätzlich ist es nicht sinnvoll die Berufsbildung (Lehre und BMHS) und die hochschulische Bildung gegeneinander auszuspielen. Beide Bereiche sind qualitativ hochwertig und bezogen auf ökonomische und gesellschaftliche Anforderungen (aktuelles Stichwort: Digitalisierung)  weiterzuentwickeln.

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