Über das Projekt

 header1

Mit ‚Paratexten‘ ist generell jenes Beiwerk gemeint, durch das ein Text zum Buch wird. Dazu gehören bspw. Titel und Autorname, Verlagsangaben, Motto, Vor- und Nachwort (Peritexte), aber auch Anzeigen, Interviews oder Vorabdrucke (Epitexte). In der Forschung werden Paratexte häufig als „sekundäre“ oder gar „parasitäre“ Elemente literarischer Kommunikation tituliert, gleichzeitig aber in den großen Ausgaben dem Werk eines Autors zugerechnet und als solche kanonisiert, sofern sie ihm zuzuschreiben sind. Das avisierte Forschungsprojekt unternimmt es erstmals, die ambivalente Funktion auktorialer Paratexte im deutschsprachigen Raum vor allem für jene Zeiträume exemplarisch zu untersuchen, in denen „‚literarische‘ Diskurse […] nur noch rezipiert werden [können], wenn sie mit der Funktion Autor versehen sind“ (Michel Foucault).

Es ist von der Hypothese auszugehen, dass Paratexte erstens eine wichtige Rolle für die Positionierung des Autors im literarischen Feld spielen, dass dies zweitens sowohl für ein vom Autor ausgewähltes Motto als auch für öffentlichkeitswirksame Antworten von Autoren auf Zeitschriftenrundfragen gilt, um nur zwei Beispiele zu nennen, und dass Paratexte sich drittens innerhalb eines langen Modernisierungsprozesses zunehmend vom Korpus des Buches entfernen. Während etwa die diversen Widmungsstrategien der Autoren in der Frühen Neuzeit in Vorworten platziert wurden, lässt sich bereits um 1800 eine Ausdifferenzierung beobachten: Auf der einen Seite bilden Vor- und Nachworte weiterhin ein wichtiges Instrument literarischer Kommunikation, wenn auch häufig ein fiktionales, auf der anderen Seite werden Paratexte in die proliferierenden Zeitschriften und Zeitungen ausgelagert und dabei mit den Popularisierungs- und Personalisierungsstrategien periodischer Publizistik verknüpft. Ihren Höhepunkt, so die Vermutung, erreicht diese Entwicklung mit einer medial diversifizierten Moderne seit Beginn des 20. Jahrhunderts, in der die immer zahlreicher und vielgestaltiger werdenden Paratexte in medien- wie rezeptionsästhetischer Hinsicht zunehmend an Eigenleben gewinnen.

Exemplarisch untersucht werden in diesem Zusammenhang zwei verschiedene Themenbündel in zwei unterschiedlichen Zeiträumen: zum einen auktoriale Paratexte in den literarischen Periodika der Goethezeit, zum anderen Schriftstellerinterviews und -rundfragen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts

Nach oben scrollen