Gastvortrag von DDr. Robert Deinhammer SJ (Innsbruck): „Heute noch Naturrecht? Zur Idee einer kritischen Naturrechtsethik“ [Einladung]
Seminarraum VI der Theologischen Fakultät (Karl-Rahner-Platz 3, 1. Stock)
Die Grundintuition des Naturrechtsdenkens ist, dass die Weise, wie wir leben und handeln sollen, damit zu tun hat, wie wir als Menschen sind.
In der philosophisch-theologischen Tradition spielte dieses Denken eine wichtige Rolle. Auch in der gegenwärtigen englischsprachigen Philosophie gibt es lebhafte Debatten zum Thema. Im deutschsprachigen Bereich geht man jedoch noch eher davon aus, dass Naturrechtsethik obsolet geworden sei. Im Vortrag werde ich die Idee einer kritischen Naturrechtsethik skizzieren. Dabei sollen die bewahrenswerten Anliegen der aristotelisch-thomanischen Tradition mit zeitgenössischen philosophischen Einsichten verbunden werden. Eine zentrale Hypothese ist, dass es eine gemeinsame menschliche Natur gibt, die das Spektrum der für uns bedeutsamen Werte bestimmt: Hätten wir eine andere Natur, würden wir auch andere Werte anstreben. Die ethisch entscheidende Frage ist allerdings nicht so sehr, welche Werte wir anstreben sollen, sondern ob wir den Werten, für die wir uns entscheiden, auch in einer uneingeschränkten Betrachtungsweise gerecht werden oder ob wir sie kontraproduktiv untergraben. Das moralisch richtige Handeln besteht in einer wirklich vernünftigen, d. h. nachhaltigen Weise des Umgangs mit vormoralischen Werten. Dieses Kriterium ist unabhängig von religiösen Überzeugungen und kann für alle Menschen Geltung beanspruchen.
Robert Deinhammer SJ (geb. 1977) studierte Philosophie, Theologie und Rechtswissenschaften in Salzburg und London. Promotionen in Philosophie und Rechtswissenschaften. Lehr- und Forschungstätigkeit in Salzburg und Innsbruck. Arbeitsschwerpunkte: Moral- und Rechtsphilosophie, Religionsphilosophie.