Gastvortrag von Yiftach Fehige (Toronto): „Eine Naturwissenschaft – Viele Religionen?“ [Einladung]
Seminarraum VII der Theologischen Fakultät (Karl-Rahner-Platz 3, 1. Stock)
Ein Produkt der Moderne ist ein anspruchsvolles Vereinheitlichungsprogramm unseres Wissens über die Natur. Dem steht eine Pluralität von Religionen gegenüber. In den hitzigen Debatten um das Verhältnis von Naturwissenschaft und Religion wirkt sich das nachteilig für Religionen aus. Es erscheint absolut willkürlich, ein Leben gemäß einer der vielen Religionen zu führen. Anders als in den Naturwissenschaften können widersprüchliche Ansichten nicht einer objektiv nachvollziehbaren Auswahl unterzogen werden, um die richtige religiöse Weltsicht zu ermitteln. Eine Vereinheitlichung ist damit grundsätzlich ausgeschlossen. Es ist aber gerade das Vereinheitlichungsprogramm, das der Moderne als Rationalitätsgarant und Fortschrittsindikator dient. So entsteht das Bild von Religion als ein durch und durch irrationales Unternehmen. In meinem Vortrag unterbreite ich Gründe dafür, warum das Vereinheitlichungsprogramm eher nicht überzeugt. Damit soll eine Diskussion angestoßen werden, in deren Zentrum einer Reihe von zentralen Fragen stehen: Was sollte die Rolle von Metaphysik in den Naturwissenschaften sein? Wann sind Dissense rational? Welchen Stellenwert haben Propositionen in der Bewertung von religiöser Rationalität? Was kann Fortschritt im Bezug auf Religion und Theologie bedeuten?
Yiftach Fehige, Philosoph und Theologe, ist seit 2007 Associate Professor am Institute for the History & Philosophy of Science & Technology an der University of Toronto. Publikationen u.a.: The Routledge Companion to Thought Experiments (gemeinsam mit Michael T. Stuart und James R. Brown), London; New York 2018.