Gastvortrag von Dr. Martin Huth (Universität Innsbruck): „Vulnerabilität – Skizze eines komplexen Phänomens“ [Einladung]
Seminarraum VI der Theologischen Fakultät (Karl-Rahner-Platz 3, 1. Stock)
Vulnerabilität hat den letzten Jahren in akademischen und gesellschaftlichen Debatten eine Hochkonjunktur erlebt (man denke allein an die Pandemie); doch scheint der Begriff nicht sehr klar konturiert und auch als eine Art Blankoscheck für das Erheben von Ansprüchen und als Immunisierung gegen Kritik zu fungieren.
Der Vortrag wird Vulnerabilität zunächst als fundamentale Dimension leiblicher Existenz thematisieren. Sie ist konstitutiv für moralische Ansprüche und verbindet uns mit allem Leiblichen (d.h. auch mit Natur). Deutlich soll aber auch werden, dass nicht nur die Verletzbarkeit selbst (aufgrund von Erkrankungen, problematischen Bindungen oder Diskriminierung), sondern auch ihre Anerkennung ungleich verteilt ist; so werden manche Personengruppen regelrecht vulnerabilisiert (und ggf. paternalisiert, z.B. Menschen mit Behinderung), während andere devulnerabilisiert werden (bspw. suchterkrankte Menschen). Dadurch öffnet sich die politische Dimension der Anerkennbarkeit von Vulnerabilität.
Mag. Dr. Martin Huth hat in Wien Philosophie und Geschichte studiert und 2007 mit einer Dissertation über Grundfragen der Medizinethik promoviert. Seit 2023 ist der Universitätsassistent am Institut für Philosophie der Universität Innsbruck. Seit 2008 hat er eine Reihe von Lehrveranstaltungen am Instituts für Philosophie der Universität Wien abgehalten, vorwiegend zu Themen der Ethik, angewandten Ethik und politischen Philosophie. Von 2011 bis 2023 war er Universitätsassistent für Philosophie am Messerli Forschungsinstitut Wien (Abteilung Ethik der Mensch-Tier-Beziehung). Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Theorien der Vulnerabilität, Empathie mit Mensch und Tier, Medizinethik, Ethik der Mensch-Tier-Beziehung, Politische Theorie und Phänomenologie.
Rezente Publikationen umfassen u.a.
- „Menschenbilder in der Tier- und Naturethik“. In: Michael Zichy (Hrsg.): Handbuch Menschenbilder. Wiesbaden: Springer, 2023, 1-18.
- „Das Konzept des Empowerment und seine ethischen Implikationen“. In: Andrea Riedel, Sonja Lehmeyer (Hrsg.): Reference Ethik im Gesundheitswesen. Berlin: Springer, 2022, 293-305.
- „How to Recognize Animals’ Vulnerability. Questioning the Orthodoxies of Moral Individualism and Relationalism in Animal Ethics”. In: Animals 10 (2): 235, 2020.