öffentlicher Vortrag von Dr. Veronika Burz-Tropper aus dem Habilitationsfach „Neutestamentliche Bibelwissenschaft“: „Ich bin ...“ = „Gott ist ...“? Die metaphorischen Ich-bin-Aussagen als Baustein einer Theo-Logie des Johannesevangeliums [Einladung]
Dekanatssitzungssaal der Theologischen Fakultät (Karl-Rahner-Platz 1, 1. OG)
„Gottes-Rede“ – d. h. Theo-Logie im strikten Wortsinn – kam in der neutestamentlichen Wissenschaft bisher verglichen mit der Christologie, Pneumatologie sowie Ekklesiologie, Soteriologie und Eschatologie wenig in den Blick. Die vorgelegte Habilitationsschrift von Veronika Burz-Tropper „Theo-Logie im Johannesevangelium. Bausteine zu einem johanneischen Gottesbild“ ist ein Schritt zur Schließung dieser Lücke in Bezug auf das Johannesevangelium. Ein Baustein zur johanneischen Theo-Logie sind die bekannten metaphorischen Ich-bin-Worte, die das Thema des Vortrages bilden. Ihre Bedeutung für das johanneische Sprechen über Gott ist begründet in der Vorstellung von Jesus als dem Exegeten des Vaters in Joh 1,18. Durch die Einbeziehung des intratextuellen Zusammenhangs mit den Aussagen „ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30) und „wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9) wird diese Interpretation untermauert. Die nähere Betrachtung der metaphorischen Ich-bin-Worte („Brot des Lebens“, „Licht der Welt“, „Tür“, „guter Hirte“, „Auferstehung und Leben“, „Weg, Wahrheit und Leben“) macht deutlich, dass das Johannesevangelium nicht ausschließlich auf die häufig in den Vordergrund gerückte Selbstoffenbarung Jesu zielt, sondern letzten Endes immer auf die Offenbarung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus. Die Offenbarung Gottes geschieht im Johannesevangelium ausschließlich in seinem Sohn Jesus Christus. Nur Jesus als der göttliche Logos und Exeget des Vaters macht den Vater verständlich, zugänglich, erfahrbar und auch sichtbar (vgl. 1,18; 10,7.9; 14,6.9). Ziel dieser Offenbarung Gottes in Jesus aber ist es, die Menschen zum Leben zu führen. Wer Jesus und damit Gott-Vater annimmt, wird Mitglied der familia dei und hat Anteil an der göttlichen Liebe im neuen Lebensraum Gottes.
Veronika Burz-Tropper hat in Graz und Jerusalem Kath. Fachtheologie und Religionspädagogik studiert und ihr Doktorat mit einer neutestamentlichen Arbeit zu „Jesus Didáskalos. Studien zu Jesus als Lehrer bei den Synoptikern und im Rahmen der antiken Kultur- uns Sozialgeschichte“ an der KTF der Universität Wien abgeschlossen. Sie war Assistentin (prae-doc) am Institut für Bibelwissenschaften an der KTF Wien, post-doc an der Abteilung Neues Testament, Seminar für Biblische Wissenschaften an der Katholisch-Theologische Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, post-doc für Neutestamentliche Bibelwissenschaft am Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Innsbruck. Als Hertha-Firnberg Stipendiatin (FWF Austrian Sciene Fund T 627) arbeitete sie an ihrer Habilitation am Institut für Bibelwissenschaften an der KTF der Universität Wien. Seit September 2022 ist sie Professorin für Neues Testament an der Faculty of Theology and Religious Studies an der KU Leuven.