Kolloquium „Trinitarische Technikanthropologie“ [Programm]
Dekanatssitzungssaal der Theologischen Fakultät (Karl-Rahner-Platz 1, 1. Stock)
Anmeldungen bitte an: johannes.hoff@uibk.ac.at
Wie lässt sich Technik so in unser Leben integrieren, dass sie uns die Welt in ihrer Vielschichtigkeit und Tiefe erschließt, Resonanzen weckt und die Gestaltung einer erstrebenswerten Zukunft beflügelt?
Während viele zeitgenössische Technikphilosophien auf den Autonomiebegriff fokussieren und mit einer zwischen Gedächtnis (memoria) und autonomem Willen (voluntas) oder ‚Datenmanagement‘ und ‚User-Interessen‘ zerrissenen dualistischen Anthropologie operieren, geht es hier darum, die einende Mitte menschlichen Lebens wiederzugewinnen. In der philosophischen Tradition wird diese Mitte als ‚Intellectus‘ (nous) bezeichnet. Was wir heute als gelebte ‚emotionale Intelligenz‘ bezeichnen würden, rückt damit in den Mittelpunkt. Unser Intellekt ist aber immer an technische Prothesen gebunden, die den alltäglichen Mangel an lebendiger Intuition kompensieren und dabei die Gefahr mit sich bringen, lebendige Intelligenz durch mechanische Verfahren zu ersetzen. Vor diesem technikphilosophischen Hintergrund gewinnt die augustinisch inspirierte trinitätstheologische Anthropologie des Mittelalters eine neue Bedeutung: Das moderne Dreieck von Natur-Technik-Kultur erscheint hier als Dreieck von Geistnatur (mens), technisch geprägter Disposition (ars et scientia) und emotional gesättigter Willensenergie (voluntas, amor). Neben seiner heuristischen Funktion hat dieses Dreieck den Charakter eines mystagogischen Prinzips: Unser niemals feststellbares, zugleich gottähnliches und in drei Seinsweisen zerrissenes Wesen bedarf einer Praxis der „Geisterscheidung“, die dazu anleitet, zwischen Techniken der Zerstreuung und Techniken der Sammlung zu unterscheiden.
Ausgangspunkt wird ein Aufsatz von Prof. Hoff und Dr. Oliver Dürr sein, auf den Referenten der Universitäten Innsbruck, Zürich, Fribourg, Tübingen, Mainz, Wien, Siegen und Cambridge jeweils Repliken verfassen werden. Diese Texte werden in einem Sonderheft der Zeitschrift für Philosophie und Theologie veröffentlicht werden.
Der öffentliche Teil des Kolloquiums wird am Freitag, 24. November, von 9-18 Uhr stattfinden.