Zur Ausstellung
Christiane Spatt
5. November 2010
Anlässlich der Premierentage 2010 richtete Christiane Spatt eine installative Ausstellung im Kunstgang der Fakultät aus. Spatt, in Innsbruck geboren, studierte bei Oswald Oberhuber und Ernst Caramelle an der Universität für angewandte Kunst in Wien, erhielt mehrere Preise und weist zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in der ganzen Welt vor.
Ihr Hauptinteresse gilt seit vielen Jahren kulturellen Räumen, in denen sie Spuren der Vergangenheit im Gegenwärtigen thematisiert. Solche Spuren findet sie in Artefakten, Tapeten-Ornamenten, Fotografien aus dem Familienalbum und kuriosen Einrichtungs-gegenständen der bürgerlichen Gesellschaft. Sie selbst schlüpft immer wieder in Rollen von Märchenfiguren, der wohlerzogenen Tochter bis zur Femme fatale. Ihre Destruktionen arbeitet sie nicht nur an der bürgerlichen Behübschungssitte ab, sondern am komplexen Koordinatensystem der emotionalen Aufgeladenheit von Erinnerungsträgern. Sie selbst bezeichnete ihre Arbeit einmal als „Patch Work Living“ und sagt dazu: „Die von mir oft verwendeten vertrauten Muster und Accessoires transportieren in Form von Malerei, Collagen und Installationen Erinnerungen und verweisen auf Lebensabschnitte, sind mit Gefühlen und Assoziationen aufgeladen. ... Meine künstlerische Auseinandersetzung wird getragen von der Frage, in welchen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Systemen wir uns bewegen, mit welchen inneren Bildern, Prägungen und Mustern wir agieren und interagieren.“
Unter dem Titel „Tame birds sing of freedom. Wild birds fly“ ließ die Künstlerin im Kunstgang weiße Tauben fliegen, Symbole des Friedens, der Hoffnung und der freien Gedanken. 25 weiße Tauben und ein echter ausgestopfter schwarzer Rabe standen im Zentrum der Ausstellung, als Motive der inszenierten Fotoarbeiten einerseits, in Form einer Installation andererseits. Die Friedensbotschaft der Tauben war ironisch gebrochen durch schwarze Fliegen, die manche von ihnen im Schnabel hatten. Sie schwebten im Raum und ließen sich auf Wandobjekten nieder, darunter auch religiöse Symbole in bürgerlicher Verkitschung. Am Eröffnungstag wurde die Arbeit ergänzt durch eine eigens für diesen Anlass komponierte Klanginstallation der aus Brixen stammenden Komponistin Manuela Kerrer.
Text: Bernhard Braun