Zur Ausstellung
Elisabeth & Albin Schutting
9. November 2012
Ohne in sich hineingeholte Außenwelt müßten die Künstler in eine leere Innenwelt glotzen.
Julian Schutting
Albin Schutting beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit dem Vorgang des Einschlafens, einem Thema, das in der Kunstgeschichte vergleichsweise selten behandelt wird. Großformatige Ölbilder zeigen einschlafende Figuren von einer schwarzen Konturlinie umgeben, die eine scharfe Grenze zwischen Umgebung und Individuum bildet. Innerhalb dieser Grenze scheint die Person zu verblassen, was gleichzusetzen ist mit dem Prozess des Hinübergleitens in den Schlaf, dem (vorübergehenden) Erlöschen des Bewusstseins. Die Umgebung wird nicht mehr wahrgenommen, die letzten Momente des Bewusstseins sind nach innen gerichtet, erste Traumfragmente tauchen auf.
Diesen Traumbildern widmet sich Albin Schutting auch in seinen Videos, die zwischen die gemalten Bilder projiziert werden. In einem Spiegel, der als Symbol für Selbstreflexion gelesen werden kann, erscheint eine Person, die mit einem Fensterwischer oder einem Schwamm immer wieder die gleichen Putzbewegungen ausführt. Die Atmosphäre des Traums wird durch die Gegenüberstellung des gefilmten "realen" Spiegels mit der gezeichneten Person erzeugt.
"Unmerklich reiht sich Tag an Tag": Ähnlich reihen sich in dem schier endlos wirkenden Gang der Theologischen Fakultät die Bilder und Videos von Albin Schutting aneinander. Beendet wird diese Folge mit einem quadratischen Bild, das einen umgefallenen kaputten Wecker zeigt. Solche defekten Gegenstände werden – wie in der Geschichte des Stilllebens häufig – als Vanitassymbol interpretiert. Dadurch verändert sich die Bedeutung des Einschlafens und es wird auf das letztmalige, (hoffentlich) "friedliche Einschlafen" verwiesen.
Durch vielfältige experimentelle Techniken und Darstellungsweisen durchbricht Elisabeth Schutting unsere Wahrnehmungsgewohnheiten und eröffnet so Möglichkeiten, Denkmuster zu hinterfragen.
Erntearbeiter und Landschaftliches aus der Gegend um Innsbruck sind der Ausgangspunkt von Elisabeth Schuttings Arbeiten. Arbeitshosen und Stiefel als Gipsobjekte bevölkern den Gang der Theologischen Fakultät. Die Verwendung des Materials Gips und die Reduktion auf die Farbe Weiß erzeugen eine museale Ästhetik, die diese Alltagsgegenstände fremd erscheinen lassen. Durch das Weglassen der Personen, die Reduktion auf Kleidungstücke können die Plastiken als Zeichen für alltägliche Arbeiten an sich fungieren.
Obwohl bei uns häufig anzutreffen, gehören Brennnesseln nicht zu Pflanzen, auf die unsere Wahrnehmung sofort – und schon gar nicht in positiver Weise – anspricht. In der Ausstellung tauchen immer wieder Inseln von aus der Erde gehobenen Pflanzen auf. Elisabeth Schutting versetzt die Brennnesseln samt Wurzeln und Erdreich an einen neuen Ort, was eine Neubetrachtung der Pflanzen zulässt.
Zusammengefasst wird Elisabeth Schuttings Themenkreis in großformatigen Bildern, deren Motive der landwirtschaftlichen Arbeit rund um Innsbruck entnommen sind. Dabei überarbeitet sie malerisch Monotypien, die auf Fotografien basieren und denen ein spontaner experimenteller Charakter anhaftet.
Text: Elisabeth Schutting & Albin Schutting