Zur Ausstellung
Leander Kaiser
15. Mai 2012
Der Arbeitstitel "Innsbrucker Theologie" bezieht sich auf den Ort der ersten Station der Ausstellung: den etwa 100 Meter langen Gang im Gebäude der Katholisch-Theologischen Fakultät.
Innsbruck war ja auch die erste Station auf meinem Lebensweg, ich bin dort herangewachsen als Außenseiter, einer religiösen Vereinbarung gegenüber, die mir feindlich und etwas unheimlich erschien und doch wohl ein Faszinosum war.
Vom sehr frühen HIOB-ZYKLUS 1963/64 an hat die Auseinandersetzung mit biblischen Stoffen und den Gehalten des Christentums immer wieder in meine Bildfindungen hereingespielt – was ja andererseits bei einem Maler mit starken Bezügen zur Frührenaissance keine Überraschung sein kann. Die Ausstellung vereinigt nun Werke mit expliziten Bezügen zur Tradition malerischer Verhandlung der christlichen Heilsgeschichte (z.B. "Höllenangst" mit dem Bezug auf Hieronymus Bosch und "Die Vertreibung aus dem Paradies nach Masaccio") mit Werken, in denen die heilsgeschichtliche Biographik der Malerei in eine allgemeinmenschliche Biographik aufgelöst ist, existentielle Situationen, deren zentrales Thema etwas im Sinne von Klaus Heinrich die "Balance" ist (z.B. "Ein Kampf", "Die Überlebenden", "Das Konstrukt").
Um was es geht nebst der Rekonstruktion malerischer Möglichkeiten im Rahmen einer erneuten Selbstbestimmung des Bildes im emphatischen Sinn, ist die Ausmessung von Orten im imaginären Raum, der von mir bildnerisch in den Dimensionen eines Weggehens vom Ursprung, der Geschichte des Mediums (des künstlerischen Materials und seiner Überlieferung) und des Verhältnisses des Individuums zur Politeia aufgefasst wird.
Die Ausstellung umfasst etwa zwei Dutzend zum Teil großformatige und mehrteilige Bilder und 5 Tafeln mit Texten zu den Bildern und Hinweisen auf ihre bildnerische Entstehungsgeschichte.