Herlinde Pissarek-Hudelist (1932—1994)
Kurz nach ihrem 62. Geburtstag ist Frau Univ.-Prof. Dr. Herlinde Pissarek-Hudelist am 19.6.1994 einem Krebsleiden erlegen. Bei ihrem Begräbnis, beim Gottesdienst der Theologischen Fakultät, in zahlreichen Beileidsschreiben und in vielen persönlichen Gesprächen wurden ihr unermüdlicher Einsatz für die Religionspädagogik und ihr Engagement für die Fakultät in ihrer Tätigkeit als Dekanin gewürdigt. Insbesondere ist deutlich geworden, für wie viele Frauen sie innerhalb und außerhalb der Kirche zu einer Hoffnungsträgerin geworden ist.
Herlinde Pissarek-Hudelist war mit Leib und Seele Theologin und Religionspädagogin. 1950 hat sie mit dem Theologiestudium in Innsbruck begonnen. Nach ihrer Promotion im Jahre 1960 arbeitete sie als Hochschulassistentin an verschiedenen Instituten sowie als freie Mitarbeiterin der „Zeitschrift für Katholische Theologie”. Im Laufe ihres Lebens erteilte sie an insgesamt neun verschiedenen Schultypen Religionsunterricht. Seit 1978 übernahm sie an der Theologischen Fakultät schulpraktische Übungen und wurde 1981 Vertragslehrerin im Hochschuldienst. 1984 wurde sie erste Ordinaria und Institutsvorstand am neu errichteten Institut für Katechetik und Religionspädagogik, das sie mit Umsicht leitete. Eine große Herausforderung bedeutete für sie – als weltweit erste Frau – die Wahl zur Dekanin einer Katholisch-Theologischen Fakultät für die Studienjahre 1989/90 und 1990/91 sowie ihre Wiederwahl für eine erfolgreiche zweite Amtsperiode für die Studienjahre 1991/92 und 1992/93. Dabei ist sie auch Konflikten und Schwierigkeiten nicht aus dem Weg gegangen und war bei allen Auseinandersetzungen stets um Zusammenarbeit und Konsens auf breiter Basis bemüht. Besonders hat es sie gefreut, als ihr die Studentenvertretung bei einem Fest am 6. Juni 1993 unerwartet eine Dankesurkunde als Ausdruck der Anerkennung überreichte.
In einem autobiographischen Beitrag mit dem Titel „Leben in Fülle” hat sie selbst ihren beruflichen Weg in einer Zwischenüberschrift kurz und treffend charakterisiert: „Theologie als Leidenschaft oder: das Abenteuer, Kopf, Herz und Spiritualität beisammen zu halten und danach zu handeln.” Bei ihr ist spürbar geworden, wie sehr sie sich als Wegbereiterin feministischer Theologie und als mutige Käpferin für eine geschwisterliche Kirche zeitlebens auf dieses Abenteuer eingelassen hat. Ihre Vitalität und Energie, der ihr eigene Humor und ihre Aufgeschlossenheit werden uns in dankbarer Erinnerung bleiben.