17.01.2023
Gastvortrag im Rahmen der Lehrveranstaltung "Audiovisuelles Übersetzen: Einführung in die Praxis der Audiodeskription" im Wintersemester 2022/23 unter der Leitung von Ass.-Prof. Dr. Marco Agnetta
Praktische Aspekte der Audiodeskription
Dienstag, 17.01.2023, 12:00 Uhr, online
Vortragende
Marit Bechtloff
Freiberufliche Hörfilmautorin
Organisation
Ass.-Prof. Dr. Marco Agnetta
Institut für Translationswissenschaft
Aus Bild mach Ton: Einblick in den Berufsalltag einer Hörfilmautorin
Am 17.01.2023 schaltete sich Marit Bechtloff über Zoom ins Institut für Translationswissenschaft (INTRAWI) und gab Studierenden sowie interessierten Personen einen eindrücklichen Einblick in den Handwerkskoffer und das Alltagsgeschäft einer freiberuflichen Hörfilmautorin.
Eigentlich findet der Kurs „Audiovisuelles Übersetzen: Einführung in die Praxis der Audiodeskription“ (WiSe 2022|23) unter der Leitung von Ass.-Prof. Dr. Marco Agnetta zur Freude aller Teilnehmenden in Präsenz statt. Für einen wertvollen Einblick in eine Praxis des Audiodeskribierens, zu der den Studierenden des INTRAWI nach ihrem Abschluss alle Tore offenstehen, gönnte man sich aber durch die Bank gerne das aktuellste Zoom-Update.
Die Branche rund um die Audiodeskription verzeichnet nicht zuletzt aufgrund einer gezielt auf den Medienkonsum von blinden und sehgeschädigten Personen zugeschnittenen Rechtsprechung in den letzten Jahren einen regelrechten Boom. Dennoch ist man noch weit davon entfernt, dass Audiodeskriptionen flächendeckend für sämtliche Film- und Fernsehproduktionen in allen gewünschten Sprachen vorliegen. Manchmal findet man die entsprechende Option auf Netflix oder anderen Streaming-Diensten. Nach und nach obligatorisch wird sie für Produktionen des aus öffentlicher Hand finanzierten Rundfunks.
In ihrem Vortrag ging Bechtloff darauf ein, dass eine Filmbeschreibung keine One-Person-Show ist. Bei der Erstellung einer Hörfilmfassung fußt der Arbeitsablauf stets auf einer Zusammenarbeit zwischen sehenden und blinden Personen, die das Produkt durch ihre jeweiligen Stärken mitgestalten. Bei diesem Punkt wies Bechtloff eindrucksvoll auf ein Grundprinzip hin: „Wir [Hörfilmautor:innen] sind keine Erklärbären; wir sollen beschreiben, was wir sehen!“ Damit hob sie beispielsweise hervor, dass filmwissenschaftliche Fachsprache in einer Audiodeskription in den meisten Fällen nichts zu suchen hat. Denn während die Aussage „Die Kamera schwenkt nach links“ ohne visuellen Input das Bild einer Kamera in uns hervorruft, denken wir bei „Der Blick schweift über die Grashalme“ eher an eine saftig grüne Wiese.
Der Vortrag bot den Studierenden eine einzigartige Möglichkeit, die praktische Seite der Hörfilmproduktion kennenzulernen und eröffnete sogar den Ausblick auf ein Mentoring-Programm mit Marit Bechtloff selbst – fürs Erste heißt es aber wieder zurück ins Seminar, wo das Audiodeskribieren praktisch und theoretisch angegangen wird.
Text: Hannes Frank, Marco Agnetta
Foto: Pexels / Kevin Ku