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 INTRAWI unterwegs: Erfahrungsberichte

Bruxelles, ma belle

Simon Kirchmair
Erasmus in Brüssel, Sommersemester 2022

Die karge und graue Winterlandschaft flog an meinem Fenster vorbei, während unser Auto über den Asphalt belgischer Straßen flog. Während meine Eltern der sonoren Stimme aus dem Radio lauschten, saß ich am Rücksitz, aß die Kekse, die mir meine Großmutter als kleines Abschiedsgeschenk gebacken hatte und starrte gedankenversunken in die Ferne, wo Brüssel immer näher kam. Ich hatte die Stadt ohne großes Nachdenken für meinen Aufenthalt ausgewählt. Warum? Ich wollte etwas völlig Neues sehen und in einer Großstadt leben. Ich hatte überhaupt keine Erwartungshaltung, als ich in der belgischen Hauptstadt ankam, und startete voller Neugier in diese Zeit.

Ich erinnere mich noch genau an die Ankunft. Trotz des regnerischen Winterwetters herrschte in mir Aufbruchstimmung. Ich war bereit für das Leben in einer neuen Stadt, einer neuen Wohnung und für neue Einblicke und Erfahrungen. Nach zahlreichen Einführungsveranstaltungen, darunter einem Stadtrundgang und einer Welcome Party, konnte es mit dem Semester an der Université Libre de Bruxelles losgehen. Nun ja, eigentlich fast, denn vorher musste ich noch die Kursauswahl durchführen, die sich alles andere als einfach gestaltete, da viele der belgischen Studierenden zu diesem Zeitpunkt selbst ein Erasmus-Semester absolvierten und das Kursangebot daher nur begrenzt verfügbar war.

Als ich dann endlich den passenden Stundenplan hatte, konnte ich die verschiedenen Kurse besuchen. Ich lernte von der mir bis dahin völlig unbekannten Geschichte Belgiens, besuchte ein Seminar über die Kultur der USA, übersetzte aus dem Deutschen und Englischen ins Französische und schrieb wissenschaftliche Arbeiten. Darüber hinaus erlebte ich den Umzug des Instituts von einem baufälligen alten Gebäude am Rand der Stadt in einen modernen Neubau am Campus der Universität. Verbunden damit war auch, dass der Unterricht für einen Monat vollständig online stattfand. Ich nutzte in dieser Zeit häufig die vielen Parks in Brüssel sowie das warme und sonnige Frühlingswetter und studierte umgeben von Natur, inmitten von grünen blühenden Wiesen oder an den Ufern von Teichen und Seen.

Im Institut war das Klima wirklich toll und spiegelte die kulturelle Vielfalt Brüssels wider. Ich fühlte mich gut integriert und hatte viel Kontakt mit einheimischen Studierenden. Außerdem habe ich viele neue Freundschaften geknüpft. Gemeinsam mit meinem Freundeskreis entdeckte ich am Wochenende oder an unseren freien Tagen Brüssel mit seiner verwinkelten Altstadt samt dem Manneken Pis und dem Grand Place mit seiner prächtigen Architektur sowie die faszinierenden Museen wie das Musée Magritte und die Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique.

Wir erklommen mehrmals das Atomium und genossen die reiche Gastronomie Belgiens, angefangen von den berühmten belgischen Waffeln, Pommes Frites, Muscheln und Schokolade bis hin zu den lokalen Biersorten. Besuche bei den verschiedenen Europäischen Institutionen durften natürlich auch nicht fehlen. Aufgrund der sehr preiswerten Zugtickets für Studierende besichtigten wir zudem viele Städte in den Regionen Flandern und Wallonien, aber auch in Frankreich, den Niederlanden und Luxemburg. Besonders im Mai und Juni genossen wir das schöne Wetter, feierten bestandene Prüfungen in Bars über den Dächern der Stadt, erkundeten das Umland zu Fuß oder mit Fahrrädern und badeten an der belgischen Küste.

Meine Zeit in Brüssel verging wie im Flug und doch fühlten sich die fünf Monate aufgrund der vielen Erlebnisse viel länger an. Ich habe viel gelernt, neue Freundschaften geschlossen und eine wunderbare Zeit verbracht. Schlussendlich kehrte ich Ende Juni nach Österreich zurück, wohlwissend, dass ich der belgischen Hauptstadt nicht „Adieu!“, sondern nur „À bientôt!“ gesagt habe!

Text: Simon Kirchmair

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