International
INTRAWI unterwegs: Erfahrungsberichte
Perfekte Destination für Übersetzer:innen
Katharina Stolz
Erasmus in Genf, Sommersemester 2022
Es gibt nicht viele Städte mit bloß ca. 200 000 Einwohnern, die so bekannt und international sind wie Genf. Als Sitz vieler NGOs und Organisationen wie der UNO und der WHO zieht die Stadt Menschen aus jeder Ecke der Welt an. Diese Internationalität und Vielfältigkeit spürt man sowohl in den Straßen als auch in den Hallen der Université de Genève. So gesehen ist diese Stadt der Traum einer jeden Übersetzerin und eines jeden Dolmetschers. Umgeben von einer Vielzahl an Nationalitäten und Sprachen findet hier jede:r einen Platz und der Übersetzungstätigkeit wird in dieser multilingualen Stadt – unter anderem auch aufgrund ihrer tollen Faculté de traduction et d’interprétation – viel Wert und Prestige beigemessen. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, nach einem abgebrochenen Auslandsaufenthalt aufgrund der Covid-Pandemie im Bachelor wieder nach Genf zurückzukehren – diesmal während meines Masterstudiums.
Die Université de Genève bietet mehrere Spezialisierungen fürs Übersetzen und Dolmetschen sowie für die Terminologiearbeit auf Master-Niveau an und bietet daher die einmalige Gelegenheit, von den qualitätsvollen Kursen und den kompetenten Professor:innen der Faculté de traduction et d‘interprétation zu profitieren. Durch das umfangreiche Kursangebot ist es einfach, selbst im Master einen passenden Stundenplan zu erstellen, der dem Innsbrucker Curriculum entspricht. Neben dem großartigen Lehrangebot hat auch die Stadt selbst einiges zu bieten und gibt Einblicke in die vielen Berufsmöglichkeiten in einem mehrsprachigen Land wie der Schweiz und in den internationalen Organisationen, die man dort findet.
Qualität hat hier auch das Studierendenleben, welches besonders für Austauschstudierende durch das super organisierte ESN Genève (Erasmus Student Network Genève) bereichert wird: Partys, Ausflüge, Exkursionen, Spieleabende, Wanderungen und vieles mehr stehen wöchentlich am Programm. Man schließt im Nu Freundschaften, entdeckt viele schöne Orte in der Schweiz und fühlt sich bald als Teil der ESN-Familie. Schnell wird die fremde Gastuniversität zum Lieblingsort, an dem man sich auf einen Kaffee trifft und anderen Austauschstudierenden über den Weg läuft. Falls man es einmal nicht an die Uni schafft, bleibt man in den Studierendenheimen der Universität vernetzt, wo man stets mit anderen Studierenden in Kontakt ist, wo Partys stattfinden, wohin man nach einem ESN-Wochenende gemeinsam wieder zurückkehrt und über die neuen Erinnerungen lacht. Durch das Buddy-Programm lernt man nicht nur Austauschstudierende kennen, sondern auch reguläre Studierende, die aus der Schweiz oder den Nachbarländern kommen und mit denen man seine Französischkenntnisse verbessern kann. Spätestens bei den administrativen Abwicklungen zu Beginn und Ende des Semesters werden diese Kenntnisse auf die Probe gestellt – immerhin braucht man für den Erhalt des Austauschstipendiums ein schweizerisches Bankkonto. Allerdings ist nichts leichter, als im Bankenland Schweiz ein Konto zu eröffnen. Und selbst wenn es Schwierigkeiten bei den Behördengängen gibt, wird einem an der Université de Genève auch bei diesen Dingen geholfen; die Professor:innen und Studienbeauftragten sind hilfsbereit und freundlich.
Natürlich ist die Schweiz teuer – vor allem in Genf. Dennoch gibt es auch dort einen Lidl und Studierendenrabatte, eine Kantine in der Universität mit preiswerten Gerichten, ESN-Tarife bei Partys und reduzierte Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel sowie für die ESN-Exkursionen. Der Preis für ein Zimmer im Studierendenheim entspricht circa dem in Innsbruck und wird vom schweizerischen Austauschstipendium abgedeckt. Man muss sich allerdings bei der Bewerbung für ein Zimmer im Studierendenheim beeilen (mindestens ein halbes Jahr im Voraus), ansonsten kann es wohnungstechnisch schnell teuer werden.
Genf hat unglaublich viel zu bieten und eignet sich meiner Meinung nach perfekt für einen Austausch. Neben den tollen Uni-Kursen, dem kulturellen Angebot und den vielen Reisemöglichkeiten hat man hier auch die Chance, viele internationale Freundschaften zu schließen und seinen Horizont zu erweitern. Eine Stadt wie das kosmopolitische Genf lässt einen über den eigenen Tellerrand blicken und bereichert nicht nur die Sprachkenntnisse, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung. Ich denke mit Freude und einem Lächeln im Gesicht an mein Semester in Genf zurück und würde mich sofort wieder für diese Destination entscheiden.
Text und Bilder: Katharina Stolz
Bild 1 (oben): Besuch der Fondation Martin Bodmer
Bild 2 (unten): Blick auf Genf vom Turm der Cathédrale Saint-Pierre