International
INTRAWI unterwegs: Erfahrungsberichte
Für Genf gilt: klein, aber oho!
Alissa Bader
Erasmus in Genf, Wintersemester 2022/23
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich am 12. September 2022 meine Reise nach Genf antrat: Vollbepackt mit einem riesigen Koffer stieg ich in den Zug ein, der mich nach Genf befördern würde, noch nicht ahnend, wie sehr mir mein Semester dort gefallen würde. Zu Beginn meiner Reise hatte ich nämlich noch einige Bedenken: Wie würde ich mich in einer fremden Stadt zurechtfinden? Wie würden die Kurse an der Uni sein? Wie sollte ich Kontakte knüpfen?
Zu meiner Erleichterung lösten sich all diese Bedenken in den ersten Wochen nach meiner Ankunft in Luft auf: Ich stellte fest, dass man mit den Öffis schnell und unkompliziert von A nach B kommt. Auch meine Unterkunft, La Cité Universitaire de Genève, gefiel mir gut, da ich aufgrund geteilter Küche viel Kontakt zu anderen dort wohnenden Studierenden, darunter zu zahlreichen Erasmus-Studierenden, hatte. Ich sah meine Mitbewohner:innen jeden Tag und wir unternahmen immer wieder Ausflüge zusammen.
Eine Woche nach meiner Ankunft in Genf begannen meine Kurse an der Faculté de Traduction et d’Interprétation (FTI) der Université de Genève (UNIGE). Meine Lehrpersonen waren mir auf Anhieb sympathisch, da sie damit vertraut sind, jedes Semester zahlreiche Erasmus-Studierende in ihren Kursen zu empfangen, und daher besonders auf Fragen von uns Incomings eingingen. Anfangs fand ich es zwar schwer, meine Kursräume zu finden, weil die FTI mit mehreren anderen Fakultäten, einer großen Bibliothek und zwei Mensen in einem gigantischen Gebäude liegt, aber nach einer Weile konnte ich mich gut orientieren.
Meinen Wunsch, mein Französisch zu üben, konnte ich im Rahmen des Tandem-Programms der UNIGE erfüllen: Meine Tandempartnerin aus Annecy, einer kleinen französischen Stadt in der Nähe von Genf, sprach regelmäßig Französisch mit mir, wobei ich meine Aussprache und Flüssigkeit verbesserte. Zusätzlich übte ich bei Behördengängen und im Kontakt mit anderen muttersprachlichen Studierenden mein Französisch.
Allen, die während ihres Erasmus-Aufenthalts gern Freund:innen finden möchten, lege ich es ganz besonders ans Herz, die zahlreichen Veranstaltungen des ESN Genève (Erasmus Student Network Genève) zu besuchen. Diese Organisation bietet am Semesterbeginn Kennenlernveranstaltungen an, damit sich niemand alleine fühlen muss. Eine weitere Möglichkeit, Anschluss zu finden, ergibt sich durch das Buddy-System von Erasmus+: Dabei werden Erasmus-Studierenden einheimische Studierende aus Genf zugeteilt, die bei der Bewältigung von Formalitäten für die Uni sowie mit Tipps für Ausflüge behilflich sind.
Für Genf gilt: klein, aber oho! Niemals hätte ich erwartet, in dieser verhältnismäßig kleinen Stadt auf Menschen aus so vielen Ländern zu stoßen: Ich traf Studierende aus Norwegen, dem Vereinigten Königreich, Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland, der Ukraine, Russland und aus Ländern außerhalb Europas, darunter Kanada, die USA, Mexiko, Venezuela, Brasilien, Ägypten, die Elfenbeinküste, Südafrika, der Iran, Indien, China, Japan und Australien. Zahlreiche internationale Organisationen wie die UNO, die WHO, das Rote Kreuz, das CERN und viele mehr ergänzen dieses internationale Umfeld perfekt.
Alles ganz schön, aber auch ganz schön teuer? Nicht unbedingt: Studierende profitieren von diversen Rabatten, etwa einem stark verbilligten Öffi-Ticket und Preisnachlass in den Mensen der UNIGE. Zudem gibt es Preisunterschiede je nach Supermarkt und Spezialangebote für Studierende, etwa La FARCE, wo man für einen einmaligen Mitgliedsbeitrag von 20 CHF jede Woche Lebensmittel abholen kann.
Text und Bilder: Alissa Bader
Bild 1 (oben): Alissa Bader vor der berühmten Genfer Blumenuhr, ein Symbol für die weltbekannte Uhrenindustrie Genfs
Bild 2 (unten): Das Büro der Vereinten Nationen in Genf, einer der weltweit vier Amtssitze der UNO