Internationales
INTRAWI unterwegs: Erfahrungsberichte
¡Bienvenidos a Granada!
Katja Pleschberger
Erasmus in Granada, Studienjahr 2018/19
Tinto de Verano und Tapas mit Uni-Freunden aus zehn verschiedenen Nationen. Die Orientierungswoche, in der man den anderen ausländischen Studierenden nicht von der Seite weicht, in der Angst, sich an der temporären Uni zu verlaufen. Lerntreffen mit den Erasmus-Buddies, bei denen man sich gegenseitig die eigene Kultur erklärt. Das alles, was einen Erasmusaufenthalt in Spanien auszeichnet, wäre in Zeiten der Pandemie – während ich diesen Bericht hier schreibe – gar nicht denkbar. So ist es auch nicht verwunderlich, dass diese Erlebnisse mittlerweile fast wie ein Fiebertraum wirken. Und dennoch ist es, als wäre ich erst letzte Woche aus dem Flieger gestiegen. Es ist wirklich eine merkwürdige Mischung an Gefühlen, die da so aufkommen, wenn ich an mein Austauschsemester an der Universidad de Granada in Spanien zurückdenke.
Ich weiß noch, dass ich schon in der Schule immer vorhatte, während meines Studiums einen Erasmusaufenthalt zu machen. Allerdings war ich stets der Meinung, dass ich einmal nach England, Schottland oder Irland gehen würde. Was mich dazu bewegt hat, meinen langjährigen Plan über den Haufen zu werfen und stattdessen nach Spanien zu gehen, ist jetzt nicht weiter wichtig. Ich war jedenfalls mit meiner Entscheidung, lieber meine Spanischkenntnisse auszubauen, als in ein Land zu gehen, dessen Sprache ich schon mehr oder weniger fließend beherrschte, nicht gerade glücklich. Ich stieg am Aeropuerto Granada-Jaén aus dem Flugzeug aus und wurde gleich einmal von der Hitze des Flugfeldes erschlagen und bereute es ein klein wenig, nicht von der angenehmen Herbstluft der britischen Inseln empfangen zu werden. Mein Unmut wuchs in den nächsten Tagen noch weiter, als ich feststellte, dass Spanier wesentlich schneller sprechen als unsere Professor:innen, und ich somit nicht einmal die Frage „¿Quieres un bolsito?“ (Möchtest du ein Sackerl?) im lokalen Supermarkt verstand. Wenn man meinen Bericht bis hierher ansieht, wirkt es nicht so, als hätte ich eine gute Entscheidung getroffen, nicht wahr? Wie falsch ich lag!
Kaum fing die Orientierungswoche an, lernte ich meinen mehr als engagierten, super netten und glücklicherweise Deutsch sprechenden Erasmus-Buddy kennen, der mir bei jedem kleinen Problem zur Seite stand. Zusammen mit meinen beiden Kolleginnen aus Innsbruck bewältigten wir die Änderung unserer Learning-Agreements, fanden Freundesgruppen für lange Abende in den nahegelegenen Tapasbars und halfen uns gegenseitig über die sprachlichen Hürden hinweg. Das Flair der Stadt und die bunte Mischung an Nationalitäten trugen dazu bei, dass wir uns schnell einlebten und gar nicht mehr nach Hause wollten. Doch nicht nur mein Sozialleben blühte in Granada auf; auch die Vorlesungen – nach anfänglichen Verständnisschwierigkeiten – konnte ich mit etwas Hilfe der Vortragenden bewältigen und mit durchaus zufriedenstellenden Ergebnissen absolvieren. Wahrscheinlich habe ich dort Dinge gelernt, die ich in Innsbruck gar nicht erst versucht hätte. Und meinen Sprachkenntnissen haben die fünf Monate durchgehendes Spanisch definitiv einen ordentlichen Boost gegeben.
Also, konnte ich meinen Traum vom Auslandssemester in Großbritannien oder Irland verwirklichen? Nein. Aber ich bereue nichts, denn Spanien bot ganz genauso viel an Sprache, Kultur, neuen Freundschaften, einmaligen und unvergesslichen Erlebnissen und ich würde mich wieder so entscheiden, wenn ich vor die Wahl gestellt werden würde. Und wer weiß, vielleicht besuche ich nach Corona ja einmal meinen Freundeskreis im Süden!
Text und Bilder: Katja Pleschberger
Bild 1 (oben): Tagesausflug nach Málaga
Bild 2 (unten): Der Löwenhof der Alhambra