optionMUDI: Option museal / Option digital

Laufzeit Option museal: März 2021 – Februar 2023 | Laufzeit Option digital: September 2021 – Februar 2023
optionMUDI


Option museal
Die Südtiroler Option von 1939. Fallstudie Jenbach 

Option digital
Digitalisierung der „Optantenkartei“ und Fallstudie Kanaltal

Ein Forschungsdesiderat ist die detaillierte Erarbeitung der Migrationsgeschichte eines Zuzugsgebietes, denn während es mehrere Untersuchungen zu Abwanderungsgemeinden in Südtirol gibt, sind solche von den Zielgemeinden der Optant_innen meist nur in Zusammenhang mit den Südtiroler Siedlungen zu finden. Jenbach in Nordtirol bietet sich als Untersuchungsgemeinde an, da hier einerseits im Jenbacher Museum ein Bereich der Dauerausstellung der Option gewidmet ist, der längst auf eine Neuinterpretation und -kontextualisierung wartet. Andererseits ist Jenbach auch als typische Gemeinde mit Arbeitsmigrationsgeschichte zu begreifen, da der 1938 arisierte und in „Heinkel Werke Jenbach“ benannte (ab 1959 Jenbacher Werke AG) größte Rüstungsbetrieb Tirols gezielt in der Kriegszeit Arbeitskräfte aus Südtirol rekrutierte, wobei der Großteil der Arbeitskraft aus tausenden Zwangsarbeiter_innen bestand, die im Zuge des Krieges ins Land geholt wurden. Um qualifizierte Arbeitskräfte war das Werk gleichfalls bemüht. Aus diesem Grund unterstütze die Heinkel AG die Errichtung der Südtiroler Siedlungen. Eine davon, die Tratzbergsiedlung diente in den späteren Jahrzehnten anderen ausländischen Arbeitskräften als Unterkunft und neue Heimat.

Das „Fallbeispiel Jenbach“ ordnet sich somit unter dem Maßstab der Migrationsgeschichte in ein breites Forschungsfeld an: Neben der erwähnten Südtiroler Siedlung als langdienende Migrantensiedlung werden weitere migrantische Aspekte wie Ressentiments, Vorurteile, kulturelle und soziale Auseinandersetzungen, aber ebenso Integration und Anpassung in den Blick genommen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die lokale Erinnerungskultur an Südtirol und die Option: ihre Entwicklung und verschiedenen Phasen, ihre Akteur_innen und Netzwerke sowie ihre Medien, die Denkmäler und Institutionalisierung (Verbände) stehen im Zentrum der Untersuchung.

Um die Geschichte der Option in Jenbach zu rekonstruieren, werden eine Vielzahl an Quellen erschlossen. Sie reichen von Oral History über Fundstücke im Jenbacher Museum, Zeitungsarchiven und Gemeinderatsprotokollen bis hin zu den Personalakten, den Akten der „Neuen Heimat Tirol“ oder der Bezirkshauptmannschaft Schwaz im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Mit den Forschungsergebnissen wird nicht nur anvisiert, die Forschungslücke „Option Jenbach“ zu schließen, sondern es soll anhand dieses Fallbeispiels die ambivalente Migrationsgeschichte Option in zahlreichen, bisher nicht weiter berücksichtigten Facetten detailliert erarbeitet werden. Damit kann die „Option Jenbach“ als beispielgebend für Untersuchungen anderer (städtischer) Aufnahmeorte von größeren Optantengruppen werden. Die Projektergebnisse sind auch für die Weiternutzung in Dokumentationszentren und Ausstellungen angedacht.

Einem weiteren Forschungsdesiderat der Optionsgeschichte widmen sich die Historiker_innen im Teilprojekt „Option digital“. Im Rahmen des Projektes werden die im Tiroler Landesarchiv zu findenden DUS-Kartei sowie ausgewählte Personalakten digitalisiert und teilweise als Volltext eingelesen. Die Massendigitalisierung soll einen nächsten Schritt in der Optionsgeschichtsschreibung darstellen, da dadurch mit Hilfe der Informations- und Kommunikationstechnologien neue Zugänge und Nutzerschichten eröffnet werden, neue Verbindungen zu anderen Beständen hergestellt und ein Einblick in den manuell kaum zu überblickenden Bestand gegeben werden kann.

Diese Bestände werden im Zuge des Teilprojekts folgenderweise erschlossen:

  • Vollständige Digitalisierung der DUS-Kartei (ca. 140.000 Einzelblätter der Dienststelle Umsiedlung Südtirol gesammelt in 133 Kartons als Namenkartei) und teil-automatisiertes Einlesen der Kartei in eine Datenbank bzw. manuelle Korrektur der Daten.
  • Eingabe der transkribierten Daten in eine Datenbank (unter Berücksichtigung des Datenschutzes für die Weiternutzung durch andere Institutionen), Qualitätskontrolle der eingelesenen Daten, ev. manuelle Nach-Digitalisierung, Verlinkung und Archivierung der Digitalisate etc.
  • Digitalisierung spezifischer ausgewählter Teilbestände DUS Personalakten für eine spezifische Fallstudie zum Kanaltal.
  • Recherche historischer Kontext für die ausgewählte Fallstudie „Kanaltal“ (Landesarchiv & Gemeindearchive, vorhandene Literatur).

Die digitalisierten Materialien erleichtern Sammlungen und Forschungen in folgenden Bereichen: Durch die digital vorhandene Namenskartei wird sowohl Familiengeschichte leichter recherchierbar als auch die Geschichte der Option einzelner Dörfer und Gemeinden nachvollziehbar. Außerdem wird, so ist zumindest zu erwarten, einer der zentralen Bausteine der komplexen Archivsituation dieser besonderen Migrationsgeschichte dadurch öffentlich zugänglich, was die Zusammenführung weiterer Bestände ermöglicht. Als spezielles Beispiel, um die sich aus dem Material ergebenden unterschiedlichen Aspekte zu beleuchten, wurde das Kanaltal ausgewählt. Für die Projektträger ist besonders bedeutsam, dass alle digitalen Datenbestände verschiedenen Institutionen unter Berücksichtigung der datenschutzrelevanten Bestimmungen frei zur Verfügung gestellt werden, d. h. sowohl den Projektbeteiligten in Südtirol als auch jenen im Bundesland Tirol zur weiteren Nutzung übergeben werden („FAIR use principle“). Die wissenschaftliche Begleitung der Digitalisierung durch die Projektmitarbeiter_innen in Form von laufenden Qualitätskontrollen und historischer Kontextrecherche mündet in der Erstellung genannter digitaler Zugänge und der Veröffentlichung umfassender Forschungsberichte. 

Projekt-Webseite

Zur Projekt-Webseite  

Projektleitung und Kontakt

assoz. Prof. Mag. Dr. Eva Pfanzelter (MA)
Institut für Zeitgeschichte
Universität Innsbruck
Innrain 52, A-6020 Innsbruck
Tel.: +43 512 507-4408
eva.pfanzelter@uibk.ac.at

Univ.-Prof. Mag. Dr. Dirk Rupnow
Institut für Zeitgeschichte
Universität Innsbruck
Innrain 52, A-6020 Innsbruck
Tel.: +43 512 507-44007
dirk.rupnow@uibk.ac.at

Kooperationspartner

Ein Projekt des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck 

UIBK Zeitgeschichte

 

Fördergeber

gefördert Land Tirol im Rahmen des Förderschwerpunktes „Erinnerungskultur“

Land Tirol

Projekt-Webseite

Zur Projekt-Webseite  

Projektleitung und Kontakt

assoz. Prof. Mag. Dr. Eva Pfanzelter (MA)
Institut für Zeitgeschichte
Universität Innsbruck
Innrain 52, A-6020 Innsbruck
Tel.: +43 512 507-4408
eva.pfanzelter@uibk.ac.at

Andrea Di Michele
Fakultät für Bildungswissenschaften
Universität Bozen
Regensburger Allee 16, I-39042 Brixen
Tel.: +39 0472 014372
andrea.dimichele@unibz.it

Kooperationspartner

Ein Projekt des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck in Kooperation mit der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen in Brixen.

UIBK Zeitgeschichtelogo-uni-brixen-bildungswissenschaftenFördergeber

gefördert von der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol

Logo Provinz Bozen


Bild: © Anne Sausgruber, Foto: Aufmarsch von faschistischen und nationalsozialistischen Jugendgruppen am Brenner (Archiv Wilhelm/Hofinger)


Nach oben scrollen