Die „Winkelharfe“ aus Fritzens-Pirchboden
Dokumentation
1. Grafische Dokumentation
Am Beginn stand die graphische Dokumentation. Alle Ansichtsseiten des Objekts sowie deren Details wurden fototechnisch sowie in Strichzeichnungen im Maßstab 1:1 erfasst.
1.1. Ansichten
1.1.3. Draufsicht
1.1.4. Unteransicht
1.2. Fragmente
Weitere Objekte aus Geweih, darunter ein stark fragmentierter Pferdekopf und drei würfelförmige Fragmente mit Bänderdekor, konnten 2019 neu aufgearbeitet werden.
Auffallend ist die nahezu idente Ausführung dieses Pferdekopfes mit dem Kopf des einseitig am Fundobjekt ausgeführten Pferdes. Im Gegensatz zum diesem besitzt er aber keine Bohrung im Stirnbereich. Die Funktion dieser Bohrung ist unklar.
Die drei stark fragmentierten würfelförmigen Objekte sind allseitig mit Bänderdekor unterschiedlicher Orientierung versehen. Nur eine Fläche ist jeweils unbearbeitet und weist eine zentrale Bohrung auf, in der ein Eisenstift sitzt. Die Detailansicht zeigt die Fixierung des Stiftes im Geweih mittels einer zylindrisch ausgeführten senkrechten Bohrung.
Die beiden anderen quaderförmigen Objekte sind etwas schmäler ausgeführt.
Die Art der Ausformung lässt vermuten, dass es sich bei den drei Objekten um quaderförmige Standfußelemente handeln könnte, die mit dem Eisenstift fixiert waren. Bezogen auf Material, Fundort und Schicht ist eine Verbindung zum besprochenen Fundobjekt sehr wahrscheinlich.
Im Verlauf der abschließenden Durchsicht des gesamten Grabungsfundmaterials im Zuge der Fundobjektauswertung 2021 konnten im Depot weitere überaus wichtige Fragmente identifiziert werden, deren Zugehörigkeit zum vorliegenden Objekt als sicher einzustufen ist. Es handelt sich um ein dekoriertes Fragment aus dem zentralen Bereich des Eisenstifts und anpassende Teile des oben abgebildeten Pferdekopfes.
2. Spezialmikroskop
Mit Hilfe eines digitalen Spezialmikroskopes (Keyence-Mikroskop) erfolgte gemeinsam mit Ulrike Töchterle die Dokumentation und Untersuchung einzelner speziell ausgewählter Detailbereiche am Fundobjekt in der Restaurierungswerkstatt des Institutes für Archäologien in Innsbruck. So z.B. die Bronzestifte an der Oberseite des Objekts, welche mit Hilfe der bildgebenden Verfahren des Keyence Mikroskopes sowohl als 3D-Polygon als auch als hochauflösendes 2D Foto erfasst wurden.
Im Bereich einer der Seiten konnten einzelne Bereiche einer dunklen Masse untersucht werden. Die Dokumentation zeigt ein wohl ursprünglich zähflüssiges Material, das in der Fließbewegung erstarrt ist. Die Zusammensetzung konnte bislang noch nicht geklärt werden.
3. Röntgenuntersuchung der Buntmetallstifte
Weitere Untersuchungen umfassten die Oberseite des Geweihes, wo fünf von sieben Buntmetallstiften erhalten sind. Sie wurden in eingetiefte konische (?) Bohrungen eingebracht. Erst mit Hilfe von Röntgenuntersuchungen konnte ihre Stecktiefe ermittelt werden, was für die Interpretation entscheidend war.
Diese beträgt zwischen 1,00 und 1,50 cm. Die Stifte sind starr im Geweih fixiert, d.h. sie sind per se nicht drehbar, was eine Interpretation als Wirbel ausschließt.
4. 3D-Scan des Objekts
Als Abschluss der Untersuchungen konnte durch die intensive Zusammenarbeit mit Michael Moser (Projekt HiMAT an der Uni Innsbruck) ein 3D-Modell des Fundobjekts erstellt werden. Dieses lieferte exakte Daten zur Objektform sowie zu den einzelnen Restaurierungsschritten.
Das Objekt ist somit auch nach der Übergabe an das Museum in Wattens im Inntal, wo es sich derzeit befindet, genau analysierbar und vermessbar.
Ein ebenso von Michael Moser erzeugter 3D-Ausdruck vervollständigte diesen Arbeitsabschnitt. Dieser Ausdruck wurde auch für das bespielbare Modell herangezogen, welches vor allem von Gottfried Heel in Zusammenarbeit mit Ulrike Töchterle und Michael Schick unter Mitarbeit von Florian Messner (Schmiedearbeiten – Eisenstift) und Andreas Blaickner (Graphik) in der Restaurierungswerkstätte des Institutes für Archäologien in Innsbruck erstellt wurde.