Die „Winkelharfe“ aus Fritzens-Pirchboden
Von der Genese eines archäologischen Fundes zum rekonstruierten und spielbaren Musikinstrument
MitarbeiterInnen:
Blaickner Andreas, Flatscher Elias, Heel Gottfried, Messner Florian, Moser Michael, Peters Joris, Riedmann Nadja, Schick Michael, Sommer Gerhard, Töchterle Ulrike, Tomedi Gerhard, Wallner Jasmin
Die mutmaßliche Winkelharfe wurde bei Ausgrabungen unter der Leitung von Dr. Gerhard Tomedi um 2000 oberhalb von Fritzens am Südabhang des Plateaus (Pirchboden oder Müller-Eben) im Bereich eines rätischen Hauses (Haus 2) geborgen.1
Der aus dem Geweih eines Rothirschs (Bestimmung 2000 durch Joris Peters, München) gefertigte Objekt ist mit Kreisaugendekor und einem vollplastischen Pferd verziert. Im zentralen Bereich sind fünf von ursprünglich sieben Buntmetallstiften und ein einzelner massiver Eisenstift erhalten.
Schon sehr bald wurde das Objekt vom Finder als Musikinstrument erkannt.
Archäologisch geborgene Fragmente rätischer Musikinstrumente sind selten,2 hingegen ist aus ikonografischen Quellen ein reichhaltiges Instrumentarium3 bekannt (z.B. Lyra, Panflöte, Harfe u.a.).
Aufgrund ikonographischer Vergleiche und den nachweisbaren Spuren am Objekt selbst sowie anderen archäologischen Funden war es möglich, das Fundobjekt als Teil einer Winkelharfe anzusprechen. Damit ist der Fund bisher singulär und das einzige Beispiel einer rätischen Winkelharfe.
Rekonstruktion
- Quellen und Vorlagen
- Werkzeuge
- Nachbau
1 Gerhard Tomedi, Zur vorgeschichtlichen Musik in Alttirol und im Südalpenraum, in: Musikgeschichte Tirols 1, Schlern Schriften 315, Hrsg. K. Drexel, M. Fink, Innsbruck 2001, 32 (Fußnote 85)
2 Wolfgang Sölder, Das Fragment einer Laténezeitlichen Panflöte aus Sanzeno, Trentino, in: Tirol in seinen alten Grenzen, FS für Meinrad Pizzinini, Innsbruck 2008, 22-246
3 Gerhard Tomedi, ebenda, 33, Abb. 21