ANTWORT
von Priv.-Doz. Dr. Bernd Lederer
Fakultät für Bildungswissenschaften
Die Benotungssysteme wie auch der Einsatz digitaler Techniken und Methoden in den Ländern der EU spiegeln deren unterschiedliche Traditionen und Praktiken wieder. Dies umso mehr, als in vielen Staaten Fragen der Bildung Angelegenheit der föderalen politischen Einheiten sind. In Deutschland etwa zeichnen die jeweiligen Bundesländer für das Schulsystem verantwortlich ("Bildungsföderalismus").
Entsprechend vielseitig ist die Benotungspraxis in Europa: Wo es in österreichischen Schulen beispielsweise fünf Notenstufen gibt und in Deutschland deren sechs, findet in Frankreich eine Notenskala von 20 Punkten Verwendung. Eine schrittweise Angleichung und Vergleichbarmachung der Systeme, so gewünscht, erfordert eine wohl langfristigere bildungspolitische Debatte und entsprechende Annäherungen und Kompromisse.
Hilfreich für eine Harmonisierung der verschiedenen Formen der Leistungserhebung wäre zweifelsohne ein schrittweises Abrücken von quantitativen, numerischen Benotungslogiken (die ja immer auch mehr oder weniger verfälschenden Effekten unterworfen sind), hin zu qualitativ aussagekräftigen Berichten über Lernfortschritte und das bereits erreichte Niveau an Wissen und Können.