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Doch der janusköpfige Gott?

Die Reaktion Jesu auf diese Ablehnung besteht nun in der eigentlichen Aufklärungsarbeit: Die harten Gerichtsreden Jesu werden von Schwager systematisch als Offenlegung des Teufelskreises von Lüge und Gewalt interpretiert.(24) Was hat das zu bedeuten? Wenn Jesus das Gericht predigte, so keineswegs im Sinne des janusköpfigen Gottes. Vielmehr blieb er der bereits im Alten Testament vorgezeichneten Linie treu, die das Gericht als Selbstgericht der lügnerischen und gewaltverhafteten Menschheit verstanden hat. So offenbart die jesuanische Gerichtspredigt nur die radikale Verlorenheit der ganzen Menschheit im Teufelskreis von Lüge und Gewalt. Daß es bei dieser Aufklärungsarbeit nicht um Rache eines beleidigten Predigers ging, zeigt am deutlichsten der nächste Akt des jesuanischen Dramas.

Die Mächte des Mechanismus, den er aufgedeckt hat, schlugen auf ihn zurück. Er diagnostizierte Lüge und Gewalt bei den Gegnern und prophezeite ihnen, daß sie diesen erliegen werden, wurde aber selbst lügnerisch verurteilt und gewaltsam hingerichtet. Damit hätte sein Drama als Irrtum entlarvt werden können. Wenn Gott nicht reagiert hätte...? Wie reagiert aber Gott auf jene Feinde, die sich durch seine Feindesliebe nicht gewinnen lassen, sondern unumkehrbare Tatsachen schaffen? Der dritte Akt zeigt die einzig mögliche Antwort auf das Dilemma an: er transformiert die Botschaft Jesu vom Gericht! Die immanenten Folgen der Ablehnung erleiden nicht die Ablehnenden, sondern derjenige, der sich mit der Gottesherrschaft identifiziert hat. Nur auf diese Weise kann sich die »Feindesliebe Gottes« glaubhaft bewähren.

Eine solche Situation veränderte das Bild Gottes gerade im Kontext der Frage nach dem Teufelskreis von Lüge und Gewalt radikal. Gemäß der Offenbarung der Gerichtsperspektive würde der einzig theologisch relevante Punkt unserer Problematik in der Feststellung liegen, daß der Teufelskreis von Lüge und Gewalt nicht auf das aktive Tun Gottes zurückzuführen, sondern einzig und allein als menschliche Angelegenheit zu betrachten sei. Eine radikale Zuspitzung dieser Sicht bietet die Wahrheit des Selbstgerichtes: Gott überläßt die Menschheit der von ihr selber gewählten Situation. Dies bedeutet unter Umständen unwiderruflich den Untergang in der konfliktiven und gegenseitigen Gewalttätigkeit.

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