Robert Bresson
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Am 25. September 2001, wäre Robert Bresson 100 Jahre geworden. Wir bringen Auszüge aus drei Artikeln, die den cineastischen Querdenker aus gegebenem Anlass gebührend würdigen: »Man begreift Bressons
Kinematographenkunst am leichtesten durch den
Gegensatz zu dem Kino, das wir kennen. Andere Filme
erzählen Geschichten. Bressons Filme protokollieren
ein Geschehen. Andere Filme glänzen durch Dekors,
Effekte und Schauspielerei. Bressons Filme glänzen
durch die Anmut ihrer Laiendarsteller. Andere Filme
rühren uns. Bressons Filme erschüttern uns. Die
Inbrunst, mit der sie ihre Gegenstände anschauen,
reißt jenen Schleier aus Begriffen und Abbildern
weg, der sie sonst verhüllt. ...
aus: Andreas Kilb, "Der Maler der Hand und des Auges. Zum 100. Geburtstag des französischen Filmregisseurs Robert Bresson." In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. September 2001, S. 53 (Artikel online nur über FAZ-Archiv verfügbar) »Was sie [die Filme Bressons] unvergesslich
macht, ist das offenbare Geheimnis des
"Kinematographen". Weil sie unserer Phantasie
bedürfen, um mehr zu sein als die pure Erscheinung
auf der Leinwand, haben sich die Bilder Bressons in
uns eingegraben. Wie er von Debussy sagen konnte,
er spiele selbst mit geschlossenem Klavier, so
spielen seine Filme mit unserer Einbildungskraft,
spielen die Bilder mit unseren geschlossenen Augen,
spielen die Töne mit unserem Gedächtnis. "Der
Tonfilm", hat er gesagt, "hat die Stille erfunden."
aus: Peter W. Jansen, "Mit geschlossenen Augen. Dem französischen Filmregisseur Robert Bresson zum Hundertsten Geburtstag." In: Frankfurter Rundschau, 25. September 2001. (Artikel online nur über FR-Archiv verfügbar) »Es gibt niemanden, der
sich mit ihm vergleichen lässt. Sein Stil, die
«écriture», wie er selber sagte, ist einzigartig
und unverwechselbar. Es gibt kaum einen
Filmemacher, der in ihm nicht das Vorbild
schlechthin sehen würde, und kaum jemanden, der
nicht irgendwann durch seine imaginäre Schule
gegangen wäre. Trotzdem hat er Schule so wenig
gemacht, wie er selber einer anderen Schule als der
eigenen verpflichtet gewesen wäre. ...
aus: Peter W. Jansen, "Ein unerbittlicher Moralist. Zum hundertsten Geburtstag von Robert Bresson." In: Neue Zürcher Zeitung, 25. September 2001, S. 34
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