MITTAGSVERANSTALTUNG 3
Digitale Erinnerungslandschaften. Überlegungen zu einer digitalen Erinnerungspädagogik im Umgang mit den Opfern des Nationalsozialismus
Chair: Gerald Lamprecht (Graz)
Samstag, 18. April 2020, 12:30–14:00, SoWi-Aula
Seit den späten 1980er-Jahren wurde viel Forschung zur Geschichte der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Österreich geleistet und zahlreiche zunächst vor allem zivilgesellschaftliche Initiativen hielten und halten die Erinnerung an die Opfer der Gewaltherrschaft wach. Doch kann weder angenommen werden, dass die Ergebnisse dieser Forschung, noch, dass die Erinnerung an die NS-Zeit – vor allem angesichts des Verschwindens der ZeitzeugInnengeneration – selbstverständlich und ohne besondere Anstrengungen an die nächste Generation weitergegeben werden können. Vor diesem Hintergrund kann gerade in der Frage der gesellschaftlich geteilten Erinnerung ebenso wie jener nach zwingend nötigen Formen neuen historischen Lernens einer digitalen Erinnerungspädagogik unter Zuhilfenahme einer internetbasierten Erschließung der Erinnerungslandschaften in Kombination mit Ansätzen, Konzepten und Methoden erinnerungs- und medienpädagogischer Arbeit erhöhte Bedeutung zukommen.
Von dieser Prämisse ausgehend wird unter der Leitung des Centrums für Jüdische Studien mit Kooperationspartnern (Zentrum für Informationsmodellierung, KFU; Fachdidaktik Geschichte, KFU; _erinnern.at_) seit dem Sommer 2019 an einer georeferenzierten Erschließung von manifesten und nichtmanifesten Erinnerungsorten an den Terror und die Opfer des Nationalsozialismus zunächst für das Gebiet der Steiermark, weiterführend jedoch für ganz Österreich gearbeitet. Hierbei besteht der Anspruch, über eine bloße Online-Dokumentation der durch Zeichensetzungen manifesten Erinnerungsorte hinauszugehen und in einem interdisziplinären Team neue Formen der Präsentation sowie neue Perspektiven einer digital vermittelten Erinnerungspädagogik zu entwickeln.
Im vorgeschlagenen Beitrag geht es darum, dieses Projekt einem breiten Fachpublikum zu präsentieren sowie aus den unterschiedlichen fachlichen Perspektiven, der Geschichtswissenschaft, Medienpädagogik, Fachdidaktik, Digital Humanities und Holocaust Education breit zu diskutieren und zu hinterfragen, welche Potentiale, Grenzen und Schwierigkeiten mit der Digitalisierung von Erinnerungsorten verbunden sind.
Diskutant*innen:
Gerald Lamprecht (Graz), Victoria Kumar (Bregenz), Georg Marschnig (Graz), Grit Oelschlegel (Graz/Wien), Sebastian Stoff (Graz)