PANEL 29
Museen und Gedenken*

Chair: Margit Reiter (Wien)

Freitag, 17. April 2020, 16:00–17:30, HS 2

Damit es zählt? Die Rolle von Jahreszahlen in Erinnerung, Gedächtnis und Erzählung

Eva Hallama (Wien)

Die Österreichische Mediathek veröffentlichte im Rahmen des „Gedenkjahres 2018“ die Online-Ausstellung „100 Jahre – 100 Töne“. Dafür wurde für jedes Jahr ein Ausschnitt aus einem lebensgeschichtlichen Interview ausgesucht, das aus dem Oral History-Projekt der Österreichischen Mediathek „MenschenLeben“ stammt. Der Beitrag fragt nach der Verknüpfung dieser Ausstellung mit (sowie nach deren Lockerung nach) den Jubiläen. Mit Hilfe einzelner Interviewausschnitte soll dann exemplarisch die Funktion von Jahreszahlen im Gedächtnis und in der Erzählung untersucht werden. Anhand der etymologischen Nähe von „Zahl“ und „Erzählung“ werden Zusammenhänge zwischen diesen beiden Phänomenen sichtbar gemacht, die in Oral History-Interviews häufig nur als Gegensätze oder als in loser Beziehung zueinanderstehend wahrgenommen werden. Es geht dabei nicht zuletzt um die Frage, inwiefern die Zahl die Erzählung stabilisiert, und ob diese Rolle auch dem Jubiläum beim kollektiven Gedenken zukommt.

Die (Re-)Präsentation NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter in Ausstellungen der Bundesmuseen

Andrea Berger (Wien)

Zwischen den großen Jahrestagen im Jahr 2018 fand das 20. Jubiläum des Erlasses des Kunstrückgabegesetzes verhältnismäßig wenig Beachtung. Eine erneute Chance zur Bearbeitung bot sich im November 2019 zum 10. Jubiläum der Novellierung des Gesetzes. Grund genug, die zentralen Medien jener Institutionen zu untersuchen, die am stärksten vom Kunstrückgabegesetz betroffen sind: die Ausstellungen der Bundesmuseen. Die Öffentlichkeit, die hier geschaffen wird, ist besonders kritisch zu betrachten, denn es handelt sich bei den Inhalten um staatlich beglaubigte Informationen, mit deren Hilfe sich die Besucher_innen der Museen ihr eigenes (Geschichts-)Bild machen sollen. Die Repräsentationen von NS-Raub, Provenienzforschung und Restitution durch die Bundesmuseen verweist deswegen nicht nur auf den institutionellen Umgang mit diesen Themenkomplexen und den damit verbundenen historischen Ereignissen, sondern lässt Rückschlüsse auf das „nationale Gedächtnis“ zu.

Globalized Memorial Museums. Exhibiting Atrocities in the Era of Claims for Moral Universals

Ljiljana Radonić (Wien)

The “universalization of the Holocaust“ has established the Shoah as a historical reference point legitimizing a global moral imperative to respect human rights. Much has been written about the ostensible “globalization of memory”, but as yet no genuinely global comparative study systematically confronting this hypothesis with the representations of atrocities exists. My project examines 50 memorial museums on four continents dealing with a) the WWII period in the US, Israel, Europe, China, and Japan; and b) recent genocides in Rwanda and the former Yugoslavia. Scholars claim that “globalized” memorial museums reflect new moral standards and a new language of commemoration, but what is the price of the decontextualization in the name of moral universals? This global typology of memorial museums challenges the concept of ‘universal memory’. After introducing the objectives of the ERC project I will focus on how the Holocaust is reflected in Bosnian museums about the 1990s war.

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