PANEL 1
Migration – regional / global

Chair (inkl. Kurzkommentar): Dirk Rupnow (Innsbruck)

09:00–10:30, Virtueller Konferenzraum 1

„Amerikamüde“ – die Rückkehr von Amerika-Auswander*innen nach Österreich zwischen 1850 und 1950

Sarah Oberbichler (Innsbruck)

Zwischen 1850 und 1950 verließen mehr als fünf Millionen Menschen freiwillig Österreich, ein großer Teil von ihnen wanderte nach Amerika aus. Eine nicht unbeachtliche Zahl kam jedoch nach Österreich zurück. Tatsächlich remigrierten zwischen 1860 und 1930 rund ein Viertel der sogenannten „permanenten Emigranten“. Die Gründe für die Rückkehr aus Amerika waren so individuell wie die Menschen selbst, die zurückkehrten. Dennoch gab es vier Hauptfaktoren, die zur Begünstigung der Rückkehr von Menschen aus Amerika beigetragen haben: Wirtschaftskrisen, psychologische Faktoren, Vertreibung, Wehrpflicht und die Förderung durch das Herkunftsland. Wie aber wurden die Heimkehrenden zurück in ihrer Heimat wahrgenommen? Waren sie willkommen in Österreich? Stießen sie auf Ablehnung? Welche Diskurse begleitete die Ankunft der aus Amerika heimgekehrten und veränderten sich Diskurse im Laufe der Zeit? Diesen Fragen wird mit Hilfe von digitalen Zeitungsbeständen der Österreichischen Nationalbibliothek nachgegangen. Archivmaterial dient zusätzlich der Kontextualisierung.

Das Gespräch findet (nicht) statt. Über den Versuch, einen Austausch über Geschichte zwischen Langansässigen und Zugewanderten in Niederösterreich zu stiften

Rita Garstenauer (St. Pölten)

Zeitgeschichte gehört zum Rahmencurriculum für Deutschkurse mit Werte- und Orientierungswissen auf B1-Niveau. Viele Migrant*innen verfügen daher über ein begrenztes und reproduzierbares Basiswissen. Eine Auseinandersetzung mit Geschichte in der Rolle als Subjekt des Diskurses, insbesondere für Arbeitsmigrant*innen und Geflüchtete, die nicht zum Adressat*innenkreis etablierter Public History-Praxis gehören, ist selten. Das 2018 durchgeführte Projekt GEBIKOV näherte sich dem Thema dreifach: 1.) wurden in einer Serie von Interviews Anlässe der Kommunikation über Geschichte im Rahmen der Flüchtlingsbetreuung aufgespürt; 2.) wurde in historisch-biografischen Erzähl-Workshops das gemeinsame Gespräch über Geschichte erprobt und 3.) wurden Möglichkeiten zur Verankerung solcher Erzählformate in der Public History ausgelotet. Als Ergebnis der Untersuchung fanden wir Interesse und Nachfrage, aber auch und vor allem pragmatische Schranken, das Erzählen zum Teil der lokalen Geschichtskultur zu machen.

Transkulturelle Biografiearbeit und biographische Sensibilität in der Sozialen Arbeit

Annemarie Schweighofer-Brauer (Innsbruck/Moers)

Die Oral History ist eine der Wurzeln der Biografiearbeit, zusammen mit anderen akademischen Fachrichtungen (Kulturanthropologie, Soziologie, Pädagogik) und verschiedenen Praxen (Therapie, Story Telling). Konzepte hierzu wurden hauptsächlich in der Betreuung älterer und auch dementer Menschen, adoptierter und Pflegekinder und für die Erwachsenenbildung entwickelt. Biografiearbeit arbeitet ressourcen- und lösungsorientiert und kognitiv umstrukturierend. Sie generiert lebensgeschichtliche Erzählungen in Gruppen; dadurch produziert sie auch sozial geteilte Erzählungen. Die Transkulturelle Biografiearbeit, in einem Grundtvig Projekt entwickelt, dient als Methode zur Erweiterung, Verfeinerung und Infragestellung mentaler Konzepte, zur Korrektur von Stereotypen und zur Vervielfältigung des Repertoires des Denkbaren. Dieser Beitrag reflektiert die Verbindung von Biografieforschung, Transkultureller Biografiearbeit und der Sozialen Arbeit mit geflüchteten Menschen.

 

Zum Programm

Nach oben scrollen